GENERAL:
·
Grammar and expression are
mostly, but not always corrected. If it was not clear what the writer wanted to
say/express word order and syntax is kept as it originally was.
·
Names of people differ in the
spelling used by the writer(-s) and could thus be actually spelled differently.
KEY:
(grey) –
personal/explaining comments (I. Bednarz)
(?) – not sure about
transcription, translation or meaning
[…] – unreadable word
[---] – unreadable or cut
passage
G65:
Geschehen, Schaafheim, den 2ten Oktober 1853,
Peter Kreppe am Bangertstor (?)
Geehrter
Freund!
Auf Verlangen deiner Mutter will ich dir ein paar Zeilen
schreiben und ich hoffe, mein Schreiben wird euch bei guter Gesundheit
antreffen. Deine Mutter dankt Gott täglich für ihre Gesundheit und alle deine
Angehörigen sind noch gesund und deine Mutter hoffte lange vergeblich auf dich
und glaubte fast, du tätest wieder zu ihr kommen bis sie gehört hatte, dass du
verheiratet bist – so hat sie das Haus verkauft dem Wilhelm Trautmann für 900 F
(Gulden)
und hat sich ihren Wohnsitz in der oberen Stube vorbehalten und sonst
noch alles Mögliche – es war alles sehr zerlumpt und sie hat nicht mehr lösen
können – und sie wünscht euch allen ihr Glück zu eurem Ehestand, dass ihr
gesund, glücklich, einig und vergnügt miteinander leben sollt. Denn das ist das
Beste was man auf der Welt haben kann. Wenn der Mann der Frau die Frau dem Mann
lieb und freundlich entgegensieht. Denn das halte ich für ein großes Glück und
Gottes Allmacht dabei nicht vergesst, dann steht der Segen vor der Tür. Wo aber
Fluch und Uneinigkeit herrschen, da wird die Ernte gering sein – und ich
wünsche, wenn ihr das Lied 510 zeitlich betrachtet so geht ihr nicht fehl. Denn
Gottes Segen ist alles gelegen, denn das Glück, das man gedenkt zu machen ohne
Gott, das wird wenig und mühevoll sein und sehet wie der weise Sirach sich
ausspricht in seinem 2. Kapitel, denn wir wollen lieber in die Hände des Herrn
fallen als in die Hände der Menschen. Es mag euch in Amerika […] gehen, so ist
es besser für euch als wenn ihr noch bei uns wärt, denn die Steuern werden
täglich mehr und die Lasten drückender und die Freiheit hört gänzlich auf und
die armen Leute sind zu bedauern bis sie Acker und Viehbestand und Zinsen
bezahlt haben bleibt nichts übrig. Wenn sie ein Schwein gemästet haben, müssen
sie es verkaufen und müssen ihr Brot und Kartoffeln trocken essen. Ist das
nicht betrübt, wenn man sich geplagt hat und darf nichts essen.
Vor 3 Jahren habe ich ein halbes Jahr bei deiner Mutter
im Haus zins-gewohnt. Da ist unser Haus anders gebaut worden und vor 2 Jahren
war deine Mutter gefährlich krank. Ich glaubte fast, sie täte scheiden, aber
sie ist jetzt wieder frisch und munter und die Kartoffeln schmecken ihr noch
gut. Es vergehen wenige Tage, dass sie uns nicht besucht, aber jetzt fängt sie
an sich zu sorgen, weil ihre Frucht alt ist. Sie hatte während der Zeit noch
Frucht, aber sie ging sparsam damit um. Dein Bruder Peter möchte sie gerne zu
sich nach Frankfurt haben, aber es gefällt ihr zu Hause besser. Sie ist fleißig
und sparsam, bekommt kein langes Krankenlager, so kannst du noch schön Geld
bekommen. Dein Bruder Peter hat sich ein Haus gekauft in Frankfurt für 10
Tausend Gulden. Der hat sein Glück gemacht. Er arbeitet mit 4 auch 6 Gesellen
und verdient viel Geld… Aber es kostet ihn auch viel, denn es ist alles sehr
teuer. Der Laib Brot kostet 17 F, das ist hart für die armen Leute. Das Malter
Korn gilt 11 Gulden, der Weizen 16 Gulden, Gerste 8 Gulden, Kartoffel 2 F, 30x
Äpfel 3 F und es hat viel gegeben überhaupt. Es ist alles ziemlich gut geraten
und ist doch alles so teuer. Mit den Kartoffeln ist zwar wenig, aber sie sind
doch gut. Das Viertel gab 5 Säcke voll. Die Menschen sind zu viel. Sie wollen
alles haben. Ich glaube aber es wird nicht mehr lange dauern, so wird es
losbrechen. Es gibt Krieg, der bleibt uns gar nicht aus. Aber wo es losgeht
kann man nicht sagen, aber ohne Zweifel, denn die Himmelszeichen gefallen mir
nicht. Wenn es nur nicht bei uns geschieht, dann dort ist der Krieg erklärt
zwischen Russland und der Türkei. Aber man glaubt Frankreich tät der Türkei
helfen. Es gehen große Rüstungen vor. England, dem traut man auch nicht ganz
und wenn es dort durch niemanden geht, werden die Freischaren bei uns wieder
anfangen.
Lieber Freund, ich muss mich einmal aussprechen gegen
dich und den Brief, den du deiner Mutter geschickt hast, über das unerhörte
Schreiben, das du getan hast, nicht allein du, sondern noch die anderen Leute
lässt du schreiben und mitschimpfen auf die gröbste Art. Ich habe geglaubt,
dein Schwager hätte mich verkauft als Sklave. So jämmerlich hat der Brief
gelautet. Ich habe mich selbst geschämt vor dem schlechten Schreiben wie ich es
gelesen habe und deine Mutter hat es sehr bekümmert. Voraus um dich, wer wird
ihm die Hose flicken und ______ Man könnte den Brief niemand zu lesen geben
über das ruglose (?) Schreiben, das du getan hast… hast du vielleicht geglaubt
die Hefeklöße und die Bratwurst täten in Amerika auf den Bäumen hängen, so hast
gefehlt. Ich weiß gar nicht was ich sagen soll über die baldige Uneinigkeit,
die du mit deinem Schwager hattest. Du hast nicht einmal einen Grund bewiesen
wer Recht oder Unrecht hat. Ich glaube als du warst auch Schuld daran, denn
meine Meinung war die, dein Schwager brauchte Geld und du hast ihm keins
gegeben, du hast ihm nicht getraut und die Hecken und Sträucher abzuhacken war
dir nicht recht. Das glaube ich. Dass der Leonhard mehr bei uns gesagt hat als
Wahrheit war glaube ich wohl, aber es hat nicht viel zu sagen, wenn er fleißig
und sparsam ist so ist es doch gut. Denn in Amerika kann ein Mann sich
erwerben, aber bei uns nicht, wenn er sein Gut gebaut hat, dann ist er ein
geheilter Mann und ich verdenke dir es, dass du nichts bei [---], denn das
halte ich als für das Beste, wenn sich [---] Gut anschafft und es verpflanzt.
Schreibe uns doch gleich wieder und sage uns mit treuem und aufrichtigem Herzen
wie es dem Leonhard und deiner Schwester geht und wie weit er von meinem Bruder
Johannes ist. Mein Bruder seine Adresse
Beaver Township
Clarion County
Stadt Pennsylvania
Postoffice Jefferson Furna
Deine Mutter wünscht auch viel Glück und freut sich sehr,
weil du eine Frau von Schaafheim hast und lässt euch herzlich Grüßen und
schreibe doch nicht mehr so schlecht wegen deiner Mutter.
Mein Gruß P. Kreppe
_________________________________________________________________
English
translation G65:
Written, Schaafheim, October 2, 1853, Peter Kreppe at
Bangertsgate (?)
Valued
friend!
On your
mother’s demand I want to write you a few lines and I hope my letter reaches
you in good health. Your mother thanks God for her health each day and all your
relatives are still well and you mother was hoping in vain for you and almost
believed you would come back to her until she heard that you are married. So
she sold the house to Wilhelm Trautmann for 900 guilder and kept her residence
on the upper level and others – everything was very much damaged so she
couldn’t get more money – and she wishes all of you the best for your marriage,
that you shall live healthy and happy, agreed and amused together. Because this
is the best that you can have in the world. When husband faces wife and wife
faces husband in a loving and friendly matter. This I think is big luck and
don’t forget about God’s almightiness, so the blessing will be guaranteed. Where there is cuss and disagreement there
the crop will be little – and I wish, if you go with song 510 for all times you
won’t be misdirected. Because everything depends on God’s blessing, since the
bliss one would like to achieve without God will be little and tedious and see
how wise Sirach speaks in his 2nd chapter, for we prefer to fall in
God’s hands than the hands of the people. You may be […] in America, that is
better for you than if you were still here with us because the taxes increase
daily and the charges become worse and freedom ends completely and one feels
sorry for the poor people. When they have paid for field, livestock and
interests/rents nothing is left. When they fattened a pig they need to sell it
and need to eat their bread and potatoes dry. Isn’t that sad, if you worked for
it and can’t eat it.
3 years ago I lived for half a year at you mother’s place paying a rent.
At that time they renovated our house and 2 years ago you mother was very sick.
I almost thought she might die but she is fine now and the potatoes are to her
liking. There are few days that she wouldn’t come to visit us but now she
starts to worry because her crop is old. She had crop during the time but she
used it sparingly. Brother Peter would like to take her to Frankfurt to stay
with him but she prefers being at home. She is diligent and sparing, isn’t ill
for long time spans so you can get nice money in the end. Your brother Peter bought a house in Frankfurt for 10 thousand guilder. He
is well-off. He works with 4, also 6 fellows and
earns a lot of money… but also, he has big expenses since everything is very
expensive. A bread loaf is 17 guilder which is hard for the poor people. A
Malter of grain is 11 guilder, wheat 16 guilder, barley 8 guilder, potatoes 2
guilder, 30 apples 3 guilder and the crop was rich in general. Everything came
out well but still it is so expensive. There were only few potatoes but the
came out well. The quarter was 5 sacks. It is
too many people. They want to have everything. But
there isn’t much time left and it will begin. There will be war, we can’t avoid
it. One can’t say where it will breakout but it will no doubt because I don’t
like the signs from above. If it won’t be here than there will be war between
Russia and Turkey. But one thinks France is helping
Turkey. There is big armament going on. Also, no
one trusts England and if it doesn’t start from there the irregular voluntary
corps will start off with it again.
Dear friend, I need to express myself against you and your letter that
you sent to your mother, against the scandalous letter that you wrote, not only
you but you let other people write and swear in the worst way as well. I was thinking you brother-in-law passed me off as a
slave. That is how pathetic that letter sounded. I
was ashamed by the bad writing as I was reading it and your mother was very
concerned. Especially about you, who will darn
his pants and ______. One couldn’t give this letter
to anyone to read it, about the blameable letter you wrote… did you think
Hefeklöße and Bratwurst (both traditional German food) would grow on the
trees in Amerika, so you were wrong. I don’t even know what to say about the
disagreemend you had with your brother-in-law. I think it was your fault as
well since your opinion was that your brother-in-law needed money and you didn’t
give him any, you didn’t trust him and cutting the hedges and bushes wasn’t
fine with you. I believe that. I also believe that Leonhard told us more than
only the truth but that doesn’t matter, if he is humble and hardworking that is
a good thing. Because in America a man can work himself up which one can’t do
here. If he built his estate he is a healed man and I hold against you that you
didn’t contribute anything because this is what I think is best if [---]
purchases estate and plants it. Write us again and tell us with a loyal and
honest heart how Leonhard and your sister are and how far he is from my brother
Johannes. My brothers address is
Beaver Township
Clarion County
Stadt Pennsylvania
Postoffice Jefferson Furna
Your mother wishes you luck and is very happy that you
have a wife from Schaafheim and sends you warm regards and stop writing so bad
to not upset you mother.
Best, P. Kreppe