GENERAL:
·
Grammar and expression are
mostly, but not always corrected. If it was not clear what the writer wanted to
say/express word order and syntax is kept as it originally was.
·
Names of people differ in the
spelling used by the writer(-s) and could thus be actually spelled differently.
KEY:
(grey) –
personal/explaining comments (I. Bednarz)
(?) – not sure about
transcription, translation or meaning
[…] – unreadable word
[---] – unreadable or cut
passage
G23-24 (G24-23):
Schaafheim,
den 6ten November 1858
Lieber
Sohn, Schwiegertochter und Enkel,
ich
habe schon lange in Unruhe gehabt, weil ich schon lange noch nichts von euch
gehört habe bis Anfang des Monats Oktober, da Konrad Däsch hier ankam und
gesund hier angekommen ist. Auf der Reise ist ihm aber schlecht gegangen, denn
es hat ihn die Seekrankheit hart angegriffen. Er ist zu mir gekommen und hat
mir gesagt, dass er auf dem Weg nach Deutschland dich aufgesucht hat und sagte
mir, dass ihr alle gesund seid, welches mich in meinem Alter sehr erquickte und
seinem Ansehen nach geht es dir auch gut. Und am 31ten Oktober war
der Pflaumheimer Mann bei mir namens Höfling, der mir einen Brief von dir
brachte. Er ist auch glücklich angekommen wo meine Freude noch größer war, weil
ich deine eigenhändige Schrift lesen konnte und mich bei guter Gesundheit
angetroffen hat. Bete und arbeite, so helfe Gott allezeit. Trau auf Gott, er
hilft in Not.
Ich
aber habe in dieser Zeit eine große Betrübnis gehabt in, dass du dich von mir
getrennt hast, wo mehrere Nächte die Unruhe meinen Schlaf gestört haben; und
selbst auch nach dir und deiner Schwester Dorothea über das große Weltmeer
geseufzt habe. Ihr möchtet auch im Unglück leiden. Nämlich dein Bruder Peter
starb im März 1856 und hinterließ eine Witwe mit 2 Kindern, hatte sich aber ein
Haus angekauft in der Ankergasse Nummer 16, welches sie noch bewohnte, hatte
aber ihr Geschäft aufgegeben und im April 1856 starb deine Schwester Anna
Magaretha und hinterließ 3 Kinder, welches mich sehr in meinem Alter in Schwäche
gesetzt hat. Ich bin aber ein schwaches Weib, bin tagtäglich ungesund, wo ich
die größte Plage im Kopf habe, vornehmlich in den Augen. Das Sehen fällt mir
schwer. Kurz zu sagen, ich bin gebrechlich, aber ich verlasse mich auf Gott,
der soll und wird mir gnädig sein in alle Ewigkeit. Ich bin die alleinige noch,
die über ist geblieben von ihren Geschwistern, dein Onkel Heinrich Sehnet/Sehnert
ist auch gestorben.
Du hast
auch vielleicht noch nicht gehört, dass ich mein Haus verkauft habe. Im Jahr
1853 verkaufte ich es Wilhelm Trautmann. Er hat zur Frau Magdalena Dietz (?).
Ich habe es für 900 Gulden verkauft, denn die Käufer waren wenig, weil es sehr
verlunzt und schlecht war und wäre jeden Tag weniger wert geworden. Mit 600 Gulden
trug ich mein Kapital ab in Darmstadt, welches mir selbst mit Wilhelm Trautmann
besorgte, die anderen 300 stehen noch bei Wilhelm Trautmann, wo er mir jährlich
die Zinsen davon zahlt und ich bin so mit den Leuten zufrieden, dass wenn ich
bei einem meiner Kinder wäre, nicht besser alles nach meiner Zufriedenheit
haben könnte. Ich bin aller Unruhe im Hause gestört, ich wohne in der Oberstube
allein, wo ich auch die Kammer nie benutzt habe, selbst der Stall unterm Haus zur
Aufbewahrung meines Holzes, Platz im Keller zur Aufbewahrung meiner Kartoffeln.
Seid doch so gut und tut von allem diesem deiner Schwester Dorothea zu wissen.
Dein Geld, das du noch zu bekommen hast, ist gut aufbewahrt. Es steht in
Umstadt eben, aber heißt Großumstadt in der Sparkasse. Meine Arbeit ist eben
wenig, ich kann nicht mehr mit dem Nähen umgehen, weil mein Gesicht sehr
schwach ist. Ich wünsche, dass mein Schreiben euch bei guter Gesundheit
antrifft. Es grüßt dich dein Schwager Christoph mit seiner ganzen Familie, Nachbar
Heinrich Winter und seine Frau.
Viele
herzliche Grüße an euch alle meine Kinder,
Deine
treue Mutter Barbara Dietz
Glaubet
an den Herrn […] so wirst du und deine [---]
Lieber Freund Johannes Dietz,
ich habe deiner Mutter ihr Haus gekauft wie ich mir aber eine Arbeit auf den
Hals geladen habe, das kannst du dir leicht vorstellen, denn es war lange zum
Verkauf, hat aber keine Liebhaber gegeben, denn die Leute haben sich vor der
Reparatur gefürchtet. Ich hatte das ganze Haus auf Sprieß gestellt und habe ein
ganzes unteres Stockwerk hineingemacht wo mich alle Leute warnten es täte keine
Güte, selbst die Zimmerleute wollten mich abhalten davon. Es hat aber gottlob
gut getan und hat mich noch viel gekostet. Wie du weißt, dass ich ein Maurer
bin konnte ich vieles selbst machen sonst hätte ich es nicht mit dem Bezahlen
durchsetzen können, bisher ist es ziemlich zum Sehen-Lassen, aber das Tor ist
noch so schlecht, dass mir es Angst und Bang ist, wenn ich es aufmachen muss.
Es grüßt dich dein treuer
Freund Wilhelm Trautmann,
es grüßt dich meine Frau Anna
Magdalena Leilich
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English
translation G23-24 (beginning of letter actually is G24, then G23):
Schaafheim,
November 6, 1858
Dear son, daughter-in-law
and grandchildren,
I was very
concerned since I haven’t heard from you until the beginning of the month
October when Konrad Däsch arrived here well. On his journey he wasn’t well
because he was heavily seasick. He came to me and told me that he visited you on his way to Germany and told me that
all of you are well which revived me in my age and in his opinion you are well,
too. And October 31st a man from Pflaumheim was here named Höfling
who brought me a letter from you. He also arrived well what made me even
happier since I could read your handwriting and it reached me in good health.
Pray and work, and God will help all the times. Trust in God, he will help you in distress.
I have had deep
sorrow that you distanced yourself from me which brought distress that broke my
sleep; and also it made me sigh after you and your sister Dorothea across the
great ocean. You will also feel sorrow now for your brother Peter died in March
1856 and left a widow with 2 children but had bought a house in the Ankergasse
Number 16, which she still lived in but she gave up her business and your
sister Anna Magaretha died in April 1856 and left 3 children behind which
weakened me very much in my age. But I am a week woman, sick from day to day of
which my head makes the worst trouble, especially in the eyes. I am the only
one who is left behind from all siblings, your uncle Heinrich Sehnet/Sehnert
passed away, too.
Maybe you
haven’t heard yet that I sold my house. I sold it to Wilhelm Trautmann in 1853.
His wife is Magdalena Dietz (?). I sold it for 900 guilder because there were only
few buyers because it was very damaged and bad and it would have decreased in
worth each day. I paid off 600 guilder of my capital in Darmstadt which I was
given by Wilhelm Trautmann, the other 300 are still with Wilhelm Trautmann who
pays me a yearly rent/interest from it and I am very satisfied with the people
that I couldn’t be more satisfied staying with any of my children. I am
affected by all disturbance (not sure if this or the opposite is the statement),
I live by myself in the upper parlor, also, I had never used the bedroom
anyway, even the stable below the house to store my wood, space in the basement
to store my potatoes. Be a dear and inform your sister Dorothea about all of
this. The money you are about to receive is stored safely. It is stationed in
Umstadt now called Großumstadt in the Sparkasse (German bank). My work is
little, I can’t handle sewing anymore because my face is very weak.
I wish that
my letter reaches you in good health. Regards from your brother-in-law
Christoph and his whole family and neighbor Heinrich Winter and his wife.
Warm
regards to you all my children,
Your loyal
mother Barbara Dietz
Believe in
the Lord […] so you and your [---] will [---]
Dear friend Johannes Dietz,
I bought your mother’s house which I
burdened myself with. You can imagine that since it has been for sale for a
long time but there was no one interested because the people were afraid of the
repair. I put the whole house on strut and added a complete lower level of
which all people warned me, it wouldn’t be good. Even the carpenters tried to
stop me from doing it. But it turned out well, thank God and it cost me a lot
though. As you know I am a bricklayer so I could do a lot on my own, otherwise
I wouldn’t have been able to pay for all of it. So far, it is quite impressive,
but the gate is still so bad that I am afraid when I need to open it.
Regards from your loyal friend
Wilhelm Trautmann,
Regards from my wife Anna Magdalena
Leilich