GENERAL:

·        Grammar and expression are mostly, but not always corrected. If it was not clear what the writer wanted to say/express word order and syntax is kept as it originally was.

·        Names of people differ in the spelling used by the writer(-s) and could thus be actually spelled differently.

KEY:

(grey) personal/explaining comments (I. Bednarz)

(?)       – not sure about transcription, translation or meaning

[…]      – unreadable word

[---]     – unreadable or cut passage

 

G13-15:                                                                                                                                           

Schaafheim, den 31ten März 1852

Treue Liebe, treue Liebe, treue Liebe bis ans Grab, auch meine treue Geschwisterliebe lässt nicht zu, dass ich versäume dir zu antworten.

Liebe Schwester,

ich schreibe zwar nicht an dich allein, sondern auch an dich lieber Schwager Johannes. Was mich im vorigen Herbst dazu verleitet hat, meine lieben Freunde, zu euch zu kommen nach Amerika, das könnt ihr schon in der Bibel lesen. Jesus Sirach das 25te und 26te Kapitel, da könnt ihr lesen wie weit ein böses Weib ihren Mann bringen kann, aber auch was ein gutes Weib wert ist. Wer Gott vertraut, der hat auf keinen Sand gebaut. Auch lesen wir schon in der Bibel, dass unser Stammvater Abraham Gott geglaubt hat und ist ihm zur Gerechtigkeit gerechnet worden. So will ich dann auch nur harren so lange es Gottes Wille ist.

Ich gedenke zwar doch noch zu euch zu kommen, wenn es auch dieses Jahr nicht geschieht, so soll es doch künftiges Jahr geschehen, wenn Gott will. Mit diesem Mädchen wartet es auch noch. Sie wollen zwar ihren Dienst erst aushalten, der Heinrich Schäfer gibt sie nicht gerne her, der macht sie noch reuwendisch, sie könnte ihr Geld nicht mehr bekommen. Sie hat zwar ausgesagt, sie wolle der Anna Geld geben, sie will erst wieder einen Brief von ihrer Schwester haben.

Noch will ich schreiben, meine Lieben, dass wir im vorigen Jahr eine schlechte Kartoffelernte hatten. Ich habe von 6 Viertel 12 Stummel bekommen. Wir hatten schlechte Witterung, jeden Tag Regen, dass wir beinahe unsere Arbeit nicht verrichten haben können. Auch unsere anderen Früchte haben die Güte nicht gehabt wie sonst, auch das Viehfutter, dass dieses Frühjahr unser Vieh vor Mattigkeit im Felde liegen ist geblieben und auch etliches krepiert vor Hunger. Auch dieses Frühjahr ist das Futter zu lange ausgeblieben, aber seit 4 Wochen haben wir ganz gute Witterung und alles hat sich emporgeschwungen. So hoffen wir, wenn Gott nur schützt, auf ein fruchtbares Jahr.

Noch will ich euch schreiben, meine lieben Freunde, dass alle unsere Geschwister und Freunde noch bei Leben sind auf jeder Seite und haben sich alle herzlich gefreut über diese Neuigkeit. Ich habe alle Grüße ausgerichtet. Dein Nachbar Georg Roth und sein Bruder haben sich auch herzlich gefreut. Deine Mutter, lieber Schwager, ihre erste Antwort war „es jammert mich nicht von Leid sondern vor Freude“, weil es im ganzen Dorf gesprochen ist worden, du wärst nicht mehr in Amerika, sondern schon lange wärst du in Frankfurt bei deinem Bruder.

Wie es bei uns zugeht wisst ihr ja, wie wir arbeiten wisst ihr und was wir essen wisst ihr auch.

Liebe Freunde, ich habe mich ganz herzlich gefreut über diese Nachricht, die ihr mir geschrieben habt. Ich habe die ganze Zeit Leid getragen für dich, lieber Schwager, weil es dir in deinem ersten Brief nicht gefallen hat. Ich dachte immer ich hätte Schuld, dass du in das gelobte Land gereist bist. Ich habe diesen letzten Brief in vor meinem Mittagessen erhalten. Ich wollte ihn nicht lesen bis ich gegessen hatte. Ich dachte, es wird nichts Gutes darin stehen. Als ich ihn aber gelesen habe, musste ich vor Freude weinen. Ich könnte euch noch viel schreiben, aber sie sprechen was wird er alles schreiben. Schreibe jetzt vor Weihnachten nicht mehr an mich, wenn euch weiter nichts passiert. Sie wollen wohl alle wissen was ihr schreibt, aber vom Bezahlen wollen sie nichts wissen außer unsere Dorothea gibt ihren Teil. Es verdrießt mich aber doch nicht, das müsst ihr schon in meinen ersten Worten sehen, die ich schreibe.

Lebet gesund zufrieden. Friede sei mit euch. Sprecht unser Heiland. Viele herzliche Grüße von uns allen.

Euren Brief habe ich den 15ten Mai schon bekommen.

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English translation G13-15:

Schaafheim, March 31, 1852

Loyal love, loyal love, loyal love until the grave, my loyal sibling love wouln’t let me miss to answer you.

Dear sister,

I don’t write just to you but also to you dear brother-in-law Johannes. What made me come to you to America last fall, my dear friends, you can read about in the bible. Sirach chapter 25 and 26, there you can read about to what point a bad woman can bring her man but also what a good woman is worth. Who has trust in God did not build on sand. Also, we read in the bible that our progenitor Abraham believed in God which brought him justice. So will I abide as long as it is God’s will.

I still think about coming to you, if I not this year then next year if God wills. With the girl it is not clarified yet. They want to endure her services first, Heinrich Schäfer doesn’t like to give her away, I’m afraid he will make her change her mind and that she couldn’t get her money anymore. She stated she wanted to give Anna money but first she wants to have a letter from her sister.

Also, I want to write, my dear loved ones, that we had a bad potato crop last year. Out of 6 quarters I had 12 bad ones. We had bad weather, rain every day, so that we almost weren’t able to do our work. Also, our other fruits weren’t as good as usual, also the forage, so that our cattle kept lying on the field from faintness and a lot also perished of hunger. This spring the food stayed away for too long but we have had good weather for 4 weeks now and everything turned better. So we hope, if God protects, for a fertile year.

In addition, I want to write you, my dear friends, that all of our siblings and friends are still alive on both sides and they were delighted to hear about the news. I gave them all regards. Your neighbor Georg Roth and his brother were also very glad. Your mother’s, dear brother-in-law, first response was “I don’t whine for sorrow but for joy” because across the village people were saying you weren’t in America anymore but with your brother in Frankfurt.

How things are here you know about, how we work and you also know what we eat.

Dear friends, I was delighted to hear about the news you wrote me about. I was sorry for you, dear brother-in-law, because you didn’t like it in your first letter. I was thinking it was my fault that you went to the praised land. I received your last letter right before lunch. I didn’t want to read it before having eaten. I thought no good thing would be in it. As I read it I cried for joy. I could write you a lot more but they speak of “what will he write about”. Don’t write me before Christmas, if nothing more happens to you. They all want to know what you are writing about but nothing about paying. Only our Dorothea contributes her part. But it doesn’t annoy/bother me anyway as you should see in my first words that I write to you.

Live well and satisfied. May peace be with you. Speak our savior. Greetings from us all.

I have already received your letter May 15th.