Unsere Deutsche Wurzeln - Our German Roots
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DIE VERLORENEN SÖHNE - THE LOST SONS

Herbert Gustav Wiehle 1919-1943
Werner Alfred Wiehle 1922-1941
Herbert Gustav Wiehle
23 Jun 1919 Kuschlau -
22 Jan 1943 Schaulen, Litauen
Werner Alfred Wiehle
10 Oct 1922 Kuschlau  -
25 Dec 1941 Krassyj-Bor/ Leningrad, Russia

Briefe über Werners Tod 25 Dec 1941:

Letzter Brief von Werner an Tante Selma und Onkel Ernst, 14 Dec 1941
Nachricht an die Eltern 28 Dec 1941
Brief an Selma und Ernst Pauer, 7 Feb 1942
Brief von Werners Feldwebel (Karl Krohn) an Herbert 13 Feb 1942
Brief von Werners Feldwebel an die Eltern 25 Feb 1942


Herr Ernst Pauer
Dom. Gorkau/Zobten, Krs. Breslau
i/Schlesien.

Abs. Soldat W. Wiehle.
Feldpostn. 19328A.

im Felde 14.12.41.

Lieber Onkel, Tante und Großmuttel !

Ich wünsche Euch allen ein recht frohes und gesundes Weihnachtsfest. Ich bedaure sehr das schönste allen Feste nicht in der Heimat verleben zu dürfen. Trotzdem werden unsere Gedanken bei Euch allen sein. Heute dankend Euren lieben Brief v. 30.11. erhalten. Wir liegen den 2. Tag in Ruhe, auch wegen Stellung. Kälte ist jetzt von höchst 33 Grad auf 15 Grad zurückgegangen. In der Welt ist augenblicklich allerhand los. Nun verlebt das Weihnachtsfest gut und seid auf das herzlichste gegrüßt von

Eurem Neffen und Enkel Werner.

 

Kuschlau d. 7.2.42.

Lieber Schwager, Schwester und Mutter!

Für Eure herzliche Anteilnahme an den schweren Verlust der uns betroffen hat unseren herzlichen Dank. Es ist ja so unfaßbar schwer sich in Worten auszudrücken. Wir können uns nur an die Worte des Heilands halten: Was ich tue, weißt du jetzt nicht, du wirst es aber hiernach erfahren. Für mich ist es sehr schwer über diesen Schicksalsschlag hinwegzukommen, war mir doch mein lieben Junge besonders ans Herz gewachsen und wie du auch Ernst schrieb in seiner Karte wo er sich das alles so schön mit Wärme ausgedacht hatte, aber der Krieg ist unerbittlich und fördert seine Opfer. Wir haben dieser Tag bei Schwarzer Karten danksorgungs bestellt aber leider wegen Papierknappheit nur 75 Stück erhalten statt 140 wie wir benötigten, und schicken nur Karten noch Auswärts, und für Strehlen und Umgegend haben wir eine Danksagung ins Kreisblatt setzen lassen. Wie ich schon sagte haben wir Eurer Karte vom 17.1. von Ernst ebenso Euren l. Brief von Selma geschrieben vom 22.1., den Geburtstagsbrief an Liesbeth vom 28.1. und Mutters Brief vom 3.2.42 alle mit herzlichem Dank erhalten.

An Liesbeths Geburtstag den wir still verlebt haben waren nur zum Kaffee Frau Ida Källner, Frl. Petruske, Frau (Martha) Locker und die Brockuther ein paar Stunden hier um uns in unserer unsagbaren Schmerz still die Hand zu drücken. Wie gerne jeder Werner gehabt hat geht aus den vielen Briefen und Karten hervor welche hier bei uns eintrafen. Vorgestern kam der Nachlaß das heißt die Sachen die er noch im Ruhequartier oder Unterstand liegen hatte als jedenfalls letztes Zeichen von Werner hier an und ist es uns da wieder besonders Nahe gegangen und müssen es wir nun doch endlich glauben das Werner nicht mehr auf Urlaub kommen kann. Den allerletzten Brief v. unseren l. Werner hat er am 21.12 in Stellung geschrieben. Ernst wird es vielleicht mal möglich sein hierher zu kommen so kann er sich mal alles lesen: das amtliche Schreiben von der Truppe vom 28.12.41 geschreiben lautet:

Sehr geehrte Eltern! Ich habe die traurige Pflicht Ihnen zu mitteilen zu müssen, das Ihr Sohn Werner, unser Kamerad, am 25.12.41 bei den Abwehrkämpfen von Leningrad in tapfersten Einsatz sein Leben hingegeben hat für die Größte und den Bestand unseres Vaterlandes. Als Melder beim Stabe ein Vorbild an Tapferkeit und Einsatzbereitschaft, ist er uns allen in kürzester Zeit ein lieber Kamerad geworden. So kämpfte er am 25.12. mit eiserner Ruhe als ihn das tödliche Geschoß traf. So ungestüm er in seiner jugendlichen Kraft war, so plötzlich verließ er uns auch. Möge Ihnen, liebe Eltern, die Gewißheit ein Trost sein, daß Werner nicht mehr gelitten hat. Am 26.12. wurde er auf dem Heldenfriedhof in Nikolskoje inmitten seiner Kameraden beigesetzt, Sein Heldentot ist uns Ansporn ihn nachzueifern,

Liebe Eltern, tragen Sie in stolzer Trauer diese Fügung des Schicksals und seien Sie meines aufrichten Mitgefühls versichert. Ich grüße Sie, liebe Eltern, in Ihrer stolzen Trauer, stets Ihr Kuhls, Leutnant und Adjutant.

Nun will ich schließen und wir müssen uns trösten und auf ein Wiedersehen im Himmelreich hoffen.

In stiller Trauer Eure
Georg, Liesbet und Gerhard.

(Nochmals von mir auch herzlichen Dank für Eure trostenden Worte. Liesbet).

 

Abschrift, Karl Krohn, Feldwebel 19328A 13.12.42.

Lieber Kamerad Wiehle !

Ihr Schreiben von der Dienstelle bezw. Kameraden haben wir am 12.2 erhalten. Um keine unnötige Zeit verstreichen zu lassen, will ich Ihnen sofort Antworten. An Ihre werten Eltern habe ich auch in Januar ein paar Zeilen gesandt. Nun will ich Ihrer Bitte nachkommen. Ohne Ihren Bruder hervorzuheben, kann ich mit ruhigen Gewissen sagen, daß Werner als er im Spätsommer zu mir kam sich in kurzer Zeit dienstlich als auch kameradschaftlich sehr schnell bei uns einlebte. In Kürze war Werner mein tapferster und schneidigster Melder. Oft mußte ich oder die Kameraden etwas bremsen.

Nun eine kurze Schilderung seiner letzen Stunden. Bei den etwas heftigen Angriffen der Russen um die Weihnachtstage waren wir an einen Bahndamm zur Verteidigung eingesetzt. Nachdem am 23.12. Bereits 3 meiner Männer erheblich verletzt wurden (durch eine Granate) lagen wir am 25.12. wieder auf dem Bahndamm zur Abwehr. Während mehrere Kameraden und ich beim Schießen standen, lag Werner flach auf dem Bahndamm und hatte noch einen weißen Schafpelz an so daß er sich wesendlich weniger Abhob als wir andern, So um 11 Uhr sehe ich plötzlich 40 Meter von mir entfernt jemand aufspringen und rückwärts den Bahndamm runter rollen. Sofort war mein Gedanke und Ruf "Wiehle", laufe auf ihn zu und finde die traurige Bestätigung. Sofort riß ich ihm den Pelz und Stahlhelm herunter, hatte aber sofort die Gewißheit, daß jede Hilfe vergebens war. Sofort trugen wir ihn, in den etwa zehn m. entfernt liegenden Arztbunker. Trotzdem auch der Arzt sofort jede Rettung als vergeblich ansah, wurde Werner noch verbunden. Er hatte einen glatten Gewehrdurchschuß welcher in die rechte Schulter eingedrungen war und nach durchschlagen des rechten Lungenflügel dicht über die Niere herausgekommen war. Wegen seines auffallenden kräftigen Körperbaus war der Tod nicht sofort eingetreten. Ohne das Bewußtsein wiedererlangt zu haben verschied Werner dann gegen 14 Uhr.

Am Abend wurde dann Werner unter dem Geleit eines Unteroffiziers mit einem Schlitten nach Nikolskoje zum Troß überführt. Am 26.12. wurde Werner unter Aufsicht unseres Oberzahlmeister (ein sechszehnjähriger Soldat) mit allen Ehren auf den Heldenfriedhof Nikolskoje beigesetzt. Am 1. Januar sollte Werner zum Gefr. [Gefreiter] befördert werden auch für die nächste E.K. [Eisernes Kreuz] Verleihung war er vorgemerkt. Als ich am 27.1. nach 40 Tagen aus der Stellung in Ruhe lag, habe ich sofort Werners Grab aufgesucht und 2 Aufnahmen gemacht, welche ich Ihren Eltern bezw. Ihnen nach Fertigstellung übersenden werde. Auch meine anderen Bilder werde ich später Durchsehen, sollte Werner irgendwo in Erscheinung treten ist es ja selbstverständlich Ihnen welche davon zu senden. In der Hoffnung etwas zu Ihrer Beruhigung beigetragen zu haben, grüßt Sie mit den Soldatengruß, Ihr Karl Krohn.

Ich gebe Ihnen noch mals die feste Versicherung daß ich nichts beschönigt habe.

 

Abschrift, Karl Krohn, Feldwebel 19328A Im Felde, 25.2.42.

Lieber Vater Wiehle !

Ihr Schreiben an unsern Verpflegungsunteroffizier Timm wurde mir heute von ihm zum Lesen und zur Kenntnismachung übergeben. Da Kamerad Timm in Werners Angelegenheit nicht so orientiert (ist), will ich Ihnen nochmals den ganzen Hergang genau schildern. Ich habe Ihnen bereits in den ersten Januarstagen einen Bericht und mein tiefstes Beileid als Werners Kamerad und direkter Vorgesetzter übersandt. Auch an ihren Sohn Herbert habe ausführlich und Wahrheitsgetreu geschrieben. Da ich nach dem Brief an Kamerad Timm annehmen muß, das mein schreiben sie nicht erreicht hat, will ich Ihnen nochmals den, auch für ich und die anderen Kameraden, so traurigen Tag schildern.

Trotzdem Werner erst seit September 1941 in meiner Meldestaffel war, hatte er sich in kurzer Zeit mein vollstes Vertrauen erworben. Auch bei den Kameraden war Werner auf Grund seiner ruhigen Art and Hilfsbereitschaft, sehr bald der beste Kamerad und Liebling. Auf Grund seiner Jugend wurde er nur noch "Kleiner" gerufen, was einer Auszeichnung gleichkam, denn diesen Namen hatten wir Erstmalig einem, vor Werners Zeiten, gefallenen Kameraden angedichtet, trotzdem Beide mit zu den Größten der Staffel gehörten und mich bald in Haupteslänge überragten. Für Werner war dieser Name sozusagen ein Vermächtnis um uns den toten Kameraden stets vor Augen zu führen. Auch kann ich mit ruhigen Gewissen behaupte: daß Werner in kurzer Zeit mein tapferster Soldat wurde. Bei sehr dicht einschlagenden Granaten war seine trockene Antwort "Dies war aber verdammt nahe." Ich mußte des Öffterm (?) aufpassen, um ihn vor einer Unbesonnenheit zurückzureißen. Gerade an seinem Unglückstage sah ich ihn das erste Mal ganz vorsichtig und soldatisch auftreten.

Nachdem wir seit dem 21.12.41 bereits mehrere russische Angriffe an einem Bahndamm abzuwehren hatten, wurden mir am 23.12. drei Melder durch eine Granate an den Beinen erheblich verwundet. Am 25.12. Begann in der Frühe wieder so ein Eingriff, ich ging mit meinen Männern sofort in Stellung an den Bahndamm. Werner war der Einzige der einen weißen Schafpelz an hatte. Werner legte sich flach auf den Bahndamm und bat somit ein ganz geringes Ziel, wir andern standen, uns in unserm Feldgrau gut abhebend, bis zum Koppelschloß über der Bahndamm ragend zur Abwehr bereit. Gegen 11 Uhr sah ich Werner, der etwa 40m von mir entfernt lag, plötzlich aufspringen und den Bahndamm herunter taumelnd am Füße desselben liegenbleiben. Bis ich zu der Stelle hinkam hatten Werner bereits 2 Kameraden gepackt und zum nur 10m entfernt liegenden Arztbunker getragen. Dort riß ich ihm sofort den Stahlhelm und Pelz herunter, öffnete ihm die Feldbluse und half ihn dann in den Arztbunker hereintragen. Trotzdem der Arzt und ich sofort sahen das jede Hilfe vergebens war wurde Werner sofort verbunden. Eine Gewehrkugel hatte ihn im Liegen getroffen, war in die rechte Schulter eingedrungen und über die Niere wieder herausgekommen, hatte somit aber den ganzen rechten Lungenflügel zerschmettert. Werner verschied dann um 14 Uhr ohne das Bewußtsein wieder erlangt zu haben. Nur wegen seines starken Körperbaus konnte er noch 3 Stunden leben. Gelitten hat Werner auf keinen Fall mehr. Ich versichere Ihnen, lieber Vater Wiehle, mit meinem Soldatenwort, den genauen Hergang des Unglückstages geschildert zu haben. Es wurden am gleichen Tage noch 2 Kameraden und der Assistenzarzt der Werner noch verbunden hat, verwundet.

Werner wurde dann am Abend auf einem Schlitten, unter dem Geleit eines Unteroffiziers zum Troß nach Nikolskoje transportiert. Da es die Kampflage nicht erlaubte daß ich oder ein Kamerad zu Werners Beisetzung zugegen waren, wurde Werner am 26.12. Am Vormittag unter militärischen Ehren und in Gegenwart unseres Oberzahlmeisters und zweier Stabsfeldwebel, mit 16,14 u.13 Dienstjahren auf dem Heldenfriedhof des Regiments in Nikolskoje beigesetzt. Als ich nach 40 Tagen Einsatz am 27.1.42 in Ruhe zum Troß kam, habe ich Werners Grabstelle sofort aufgesucht und 2 Aufnahmen gemacht. Sofern ich die Aufnahmen aus der Heimat erhalte sende ich sie Ihnen selbstverständlich zu. Bis dahin lege ich Ihnen eine Gesamtansicht des Heldenfriedhofes bei. In der Hoffnung Ihnen, lieber Vater Wiehle, etwas zu Ihrem inneren Frieden beigetragen zu haben, verbleibe ich mit dem tiefstem Mitgefühl, Ihr Karl Krohn, Feldwebel.


Briefe über Herberts Tode 22 Jan 1943

Nachricht an die Eltern 29 Jan 1943
Brief an Selma und Ernst Pauer 12 Feb 1943
Brief an Selma und Ernst Pauer 28 Feb 1943


Herr Georg Wiehle
Kuschlau, Krs. Strehlen.

Dienststelle Fp.Nr. 17149
O.U. am 29.Januar 1943.

Ich habe die traurige Pflicht, Ihnen mitzuteilen, daß Ihr Sohn einem Eisenbahnunglück am 22. Januar zum Opfer gefallen ist. Im Namen der Wehrmachtkommandantur spreche ich Ihnen mein herzliches Beileid aus.

Jeder Deutsche in der Heimat und an der Front tut in unerschütterlicher Treue seine Pflicht für Führer und Vaterland. Unerbitterlich sind die Opfer, die der totale Krieg fördert. Und in diesen schweren Kampf für die Freiheit Großdeutschlands hat Ihr Sohn sein Leben hingegeben.

Die Beisetzung Ihres Sohnes verfolgte am 27. Januar 1943 unter militärischen Ehren auf dem Heldenfriedhof in Schaulen und er ruht dort mit Kameraden aus dem Weltkrieg und dem jetzigen Kriege. An der Trauerfeier nahmen unter anderen der Kommandant des Sicherungsgebietes Litauen, der Gebietskommissar und Leiter anderer militärischer und ziviler Dienststellen teil.

Im Besitz Ihres Sohnes befanden sich die in der Anlage auf gefügten Privatsachen, die Ihnen mit gleicher Post übersandt werden.

In aller Fürsorge- und Versorgungsfragen wird Ihnen das zuständige Wehrmachtsfürsorge- und Versorgungsamt, dessen Standort bei jeder militärischen Dienststelle (Standortältester) erfragt werden kann, bereitwilligst Auskunft geben. In aufrichtiger Teilnahme

gezeichnet Zacheja, Major und Kommandant

 

Kuschlau, d. 12.2.43.

Lieber Schwager, l. Schwester und l. Mutter !

Gestern abend durch unserm Ortsgruppenleiter haben wir die traurige und zugleich furchtbare Nachricht erhalten, daß unser so sehr geliebter guter Herbert bei einen Eisebahnunglück am 22. Januar 1943 ums Leben gekommen ist. Herbert fuhr von uns aus morgens am 21.[1]. nach Breslau, hat sich im laufe des Vormittags noch seinen alten Rock in einen neuen umgetauscht und ist dann noch mal zu Källners gegangen und hat abends bei Källners noch ein paar Stunden auf dem Schlafsofa geschlafen und ist dann um 11 rum zum Bahnhof gegangen, seid dem haben wir kein Lebenszeichen mehr von ihm gehört. Wir hatten uns schon gewundert das er Muttel nicht zum Geburtstage gratuliert hatte. Haben uns aber gar nichts weiter dabei gedacht da doch grade dieser Opfergang bei Stalingrad war und wir eben glaubten daß die Postsachen irgendwo liegen geblieben sind.

Da wir nun durch einen Kameraden von Herbert welcher noch in Riga bei der Einheit ist durch dritte diesbezügliche Andeutungen erfuhren, habe ich gestern ein Telegramm aufgeben wollen welches aber nicht angenommen wurde. Da habe ich durchs Wehrmeldeamt telegraphieren lassen aber noch kein Bescheid erhalten können. Kaum das ich gestern abend zu Hause war kam unser Ortsgruppenleiter und überreichte mir dieses amtliche Schreiben. Ich wollte Euch anleuten aber ich glaube ich hätte doch kein vernünftiges Wort sprechen können, und Ihr hättet gewiß Euch das kaum zusammen reimen können, so will Ich eben versuchen Euch diese furchtbare Nachricht brieflich mitzuteilen. Du lieber Schwager wirst auch sehr erschüttert sein da du doch mit Herbert dein Vorhaben wahrhaben wolltest. Liesbet und ich sind fassungslos. Es ist doch furchtbar schwer zwei so brave gute treue Jungen hinzugeben im blühendsten Alter. Nun haben wir nur noch unsern Gerhard und hab ich die Absicht ihn sofort zu Hause zu nehmen und wenn es irgend möglich ist auch vom Militär los zu bekommen. Wir hoffen Euch in Kürze mal bei uns zu sehen.

In tiefsten Schmerz
Euren Georg, Liesbet und Gerhard.

Anbei: das amtliche Schreiben von der Dienststelle (genaue Abschrift).
Schaulen liegt in der Mitte von Litauen.

 

Kuschlau, d. 28.2.43.

Lieber Schwager, l. Schwester u. L. Mutter !

Euren l. Brief vom 21.2 erhalten. Ich habe bis jetzt über das Unglück weiter nichts erfahren können. Habe aber an verschiedene Stellen schon etliche Mal geschrieben; aber die Antworten habe ich bis jetzt noch nicht erhalten können. Betreffs der Überführung wurde vom Zahlmeister in Strehlen gesagt: nachdem die Beerdigung schon stattgefunden hat wird das Aussichtslos sein. Ich habe aber trotzdem noch verschiedentlich dort nachgefragt. Heut kam ein Brief von Herberts Einheitsführer an und sprach uns sein Beileid aus und schrieb daß Herbert der einzige war welcher von der Einheit betroffen wurde von dem Unglück. Heut kam auch ein Schreiben von den beiden Pfarrern welche die Grabreden kath. und ev. gehalten haben und habe ich auch von diesem ev. Pfarrer einen Bericht und die Grabrede angefordert und verschiedene Fragen Beantwortung gestellt. Ich hoffe nun wenn ich alle Anfragen und Berichte werde hier haben daß ich mir dann ein Bild machen kann von diesem furchtbaren Unglück. Die Sachen die Herbert in der Rocktasche hatte habe ich von der Ortskommandantur Schaulen erhalten. 1 Brusttasche mit verschiedenen Sachen, 1 Porte-monnaie, 1 Kamm aber alles sauber und nichts schmutzig. Über den Verblieb des Koffers habe ich bis jetzt noch nichts erfahren können. Daß was du mir geschrieben hast betreffs das B. wird erledigt. Wir waren heut alle drei in der Frühkirche. Frl. P. [Petruschke] ist dann mit uns rausgefahren und bleibt heute mal für übernacht. Liesbet trägt an diesen traurigen Schicksal. Wollen Gott bitten das er wenigstens unserm lieben Gerhard gesund und am Leben erhält. Der U.K. [unabkömmlich] Antrag ist abgelehnt mit der Begründung da er Jahrgang '24 ist kann eine U.K. Stellung nach den gegenwärtigen Bestimmungen nicht in Frage kommen. Es besteht aber die Möglichkeit nach der Ausbildung ihn vom Fronteinsatz zurückzuhalten.

Nun seid alle herzlich gegrüßt von
Euren trauernden Georg, Liesbet und Gerhard.

 

Herberts Grab in Schaulen Werners Grab in Krassny Bor bei Leningrad 



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