Unsere Deutsche Wurzeln - Our German Roots
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HOCHZEITS-ZEITUNG (1914)

deutscher Text Es war Brauch, wenigstens unter unseren Verwandten, lustige Geschichten, Gedichte, Lieder, usw. in Broschuren zu stellen bei dem Anlaß einer Heirat. Hier ist die Hochzeits- Zeitung aus 1914 meiner Großeltern, ganz in Rosa. Mancher Witz geht noch in der Runde! English text It seems to have been a tradition, at least among our relatives, to publish humorous stories, poems, songs, etc. for weddings. Here is my grandparents' Wedding-Newspaper from 1914, all in pink. Some of the jokes are still in circulation!

 

Hochzeits-Zeitung 1914, Seite 1 Hochzeits-Zeitung 1914, Seite 2
Hochzeits-Zeitung 1914, Seite 3 Hochzeits-Zeitung 1914, Seite 4
 
Nummer 1zig. Nass-Brockuth, den 16. 6. 1914. Myrtenjahrgang

Humor- und Amoristische
Hochzeits-Zeitung

zu Ehren des neuvermahlten Paares
des Fräulein Elisabeth Haunschild mit Herrn Georg Wiehle.

Unverantwortliche Redaktion: Humor und Scherz.

Diese Nummer ist nicht zum Kucheneinwickeln bestimmt. Das hierin enthaltene Blech wird anno 1939 in
----------------------- Silber und anno 1964 in Gold umgewandelt.-----------------------

Ein Festlied.
Mel.: "Es braust ein Ruf".

   1. Stimmt an mit hellem hohem Klang
Dem Brautpaar nun den Festgesang,
Das heut geschworen am Altar,
Sich stets zu lieben treu und wahr.
Wie freundlich lacht der Myrte Grün
Und freudig aller Augen glüh'n
:,: Fest steh' das Glück, das Glück Euch immerdar :,:
   3. Wie heut' das Schicksal Dich verband,
So wandle treulich Hand in Hand
Durch's Leben heiter Jahr um Jahr,
Du teures liebes Hochzeitspaar.
Was Du gelobet, halt' es treu,
Daß sich die Liebe stets erneu'.
:,: Dann steht auch fest das Glück Dir immerdar :,:
   2. Auf Erden gibt's kein schöner Band,
Als wenn sich Herz zum Herzen fand,
Gemeinsam tragend Freud' und Leid,
Zu jedem Liebesdienst bereit.
Und ziehen in des Lebens Lauf
Auch düstere Wolken mal herauf,
:,: Fest steh' das Glück, das Glück Euch allezeit :,:
   4. Nun füllt die Gläser bis zum Rand,
Und nehmt sie frohgemut zur Hand,
Und laßt sie klingen voll und rein,
Stimmt freudig in den Ruf mit ein
Dem Brautpaar dauernd Glück und Heil
Und stets des Daseins schönster Teil
:,: Stets geh' das Glück bei ihnen ein und aus :,:

Allerhöchster Erlaß:

   Wir Amor, von Venus Gnaden König der Liebe, Beherrscher aller Herzen, Großherzog aller Liebesblicke, Herzog der Sehnsucht, Fürst der verbotenen und erlaubten Küsse, Markgraf der Seufzer, Graf aller Liebesabenteuer, Herr von und zu allen Umarmungen, Liebesbriefen und zärtlichen Worten, haben allergnädigst geruht, hochdero treu ergegenen Untertan Georg Wiehle in Anbetracht seiner Großen Verdienste um die Liebelei zum Ritter der Ehrenlegion zu ernennen und Frl. Elisabeth Haunschild huldvollst zu gestatten, den Titel ,Hausfrau' hinfort führen zu dürfen.

   Gegeben zu Küßnacht. Amor, I. R.

Vor der Hochzeit.

Plaudere mit mir Geliebte, Dir will ich lauschen. Deine Stimme zu hören, ist Seligkeit für mich.
Mit Dir, Engel, könnte ich darben, mit Dir auf wüster Insel glücklich sein.
Schön bist Du in jedem Gewande, und doch ist keine Seide zu fein, deine Glieder zu umhüllen.

Keusche Lilie, küsse mich.

Von Deinen Lippen sauge ich Nektar u. Ambrosia.

Nach der Hochzeit.

Es ist merkwürdig, daß Du überall mitreden mußt, ihr Frauenzimmer könnt doch nie schweigen.
Schon wieder Kartoffelsuppe mit sauren Gurken, ich bin doch wirklich kein Droschkenkutscher.
Was? 5 Mk. kostet das Meter von Deinem Kleide, kannst Du nicht billiger einkaufen? Ich verdiene doch nicht scheffelweise Geld.
Komm Alte, gieb mir 'nen Schmatz und dann brumme nicht.
Ich gehe nebenan und trinke ein Glas Bier. Geh' Du nur ins Bette!

An Sie.

Lern Deinen Mann nur recht verstehn
Sei ihm sein ganzes Glück,
Und will er mal zu Biere gehn
So halt' ihn nicht zurück.

An Ihn.

Bleib Deiner Frau nur immer gut
Such's Glück in ihrer Näh',
Und will sie einen neuen Hut,
So öffne's Portemonnaie!

An Beide.

Die Liebe und Zufriedenheit
Sei Euer höchster Schatz
Und habt Ihr einmal übrig Zeit,
So gebt Euch einen Schmatz!



Müller: Hast Du schon gehört, daß die Ehen im Himmel geschlossen werden?

Schulze: Gehört schon, aber ich glaube nicht daran.

Müller: Ich kanns aber beweisen.

Schulze: Da bin ich neugierig.

Müller: Na, weil nach der Hochzeit so viel Ehemänner aus den Wolken fallen.

Flitter-Wochen-Kalendar

1. Woche
Mangels Licht's
Hört man nichts und sieht man nichts.
4. Woche:
Dann und wann
Geht allein schon fort der Mann.
2. Woche:
Schon mehr lichtbar --
Ist das Pärchen wieder sichtbar.
5. Woche:
Die Gardinen
Stehn jetzt offen schon bei ihnen.
3. Woche:
Wieder sonnig,
S' Pärchen schmunzelt still und wonnig.
6. Woche:
Ungefähr
Als ob nichts gewesen wär'.

Amtliche Kundgebungen

Ordensverleihung.

Se. M. haben geruht, dem Ritter vom hl. Ehestande Georg Wiehle, für die bewiesene Bravour bei der Belagerung und Einnahme der jungfräulichen Festung das Hauskreuz I. Kl. am Geduldsfaden in Gnaden zu verleiben. Allerhöchst dieselben haben der sonnigen und wonnigen Maid Elisabeth H. heute bei ihrem Ausscheiden aus dem Stande der Jungfrauen den Haubenorden I. Kl. mit beiden Schleifen und für die mit eigener Herzensgefahr bewirkte Rettung eines Junggesellen aus Liebesnöten die Rettungsmedaille am Wickelbande huldvollst verliehen.


Bekanntmachung.

Wir weisen wiederholt darauf hin, daß jede Aenderung im Familienstande uns binnen 24 Stunden anzuzeigen ist.

Das Polizeimeldeamt.

Polizeibericht.

Ein junger Mann machte heute seinem zu den schönsten Hoffnungen berichtigenden Junggesellenleben ein jähes Ende. Vor den Augen einer großen Menge stürzte er sich mit einem kaum vernehmbaren Seufzer in die Ehe.


Gestohlen Kann uns jeder weder, der heute nicht mit uns fröhlich ist.


Gefunden wurden einige Scherben von zerbrochenen Herzen, eine abgetretene Schleppe, ein abgetretenes Hühnerauge und mehrere Dutzend gebrauchte Liebesbriefe mit Original-Sehnsuchtstränen. Abzuholen bei der Schriftleitung.


Militärisches.

Das Eheverhältnis ist mit dem Militärverhältnis aufs allernächste verwandt, nur daß die Rangstufen sich meist verdrehen; wie ja in der Ehe überhaupt manches verdreht ist z.B. muß sich der muskulinische Hauptmann dem fem. Feldwebel unterordnen.

Beim "Ausrücken" gebt es stets 2-gliedrig und im gleichen Schritt. Auch die Richtung ist nach rechts, denn der linksmarschierende Mann, muß sich stets nach der rechtsmarschierenden Frau richten. Wenn der "Feldwebel" spricht, hat "der gemeine Mann das Maul zu halten".

Vermischtes:

Der letzte Wille. Bräutigam: (am Tage vor der Hochzeit) Ich bitte, Herr Rechtsanwalt, nehmen Sie meinen letzten Willen zu Protokoll.
Anwalt: Was? Ein so junger Mann wie Sie denkt schon aus Sterben?
Bräutigam: Sterben nicht, aber ich will morgen heiraten, und da habe ich nur heute noch meinen eignen Willen.

Erinnerung: Wer nie versalzne Suppe aß.
      Wer nie verbrannte Milch gerochen,
      Noch nie vor harten Braten saß,
      Der kennt euch nicht, ihr Flitterwochen.

Sinnsprüche und Gedankenblitze.

Was das Schicksal zusammenfügt, braucht kein Tischler zu leimen, denn wer sich verheiratet, ist schon im Voraus geleimt.
Der mann denkt -- die Frau lenkt.
Die Ehe gleicht dem Telefon, es kommt auf die richtige Verbindung an.
Eine wirtschaftliche Hausfrau ist die beste Sparbüchse.
Selbst ist der Mann -- bis er eine Frau hat.

Inserate.

Gardinenpredigten
in bekannter Güte
deutsch und französisch abgefasst, liefert

E.W 19.

Wiegen

neuster Konstruktion, mit Akkumulatorenbetrieb, Tag und Nacht gehend und so eingerichtet, daß im Bedarfsjahre noch ein oder zwei Wagen angehängt werden können, hält stets vorrätig.

P. Storch

Auf Wunsch auch Lieferung mit selbständigen Leierkästen, welche alle Schlummerlieder spielen.

Auktions-Anzeige!

In der Behausung des Herrn G. Wiehle, Kuschlau, sollen demnächst 2 1/2 Ctr. Liebesbriefe versteigert werden.

K.M., Gerichtl. Auktionator.

Einem geehrten Publikum die ganz ergebene Anzeige, daß ich in den nächsten Tagen ein reiches Bager von

Pantoffeln

in Kuschlau etabliere und dasselbe für junge Ehefrauen und solche, die es werden sollen, bereit halte.

K. M.

Gesucht

eine grosse Anzahl von

Kochtöpfen

mit Patentverschluss gegen Topfgucker.

Liesel H.


Einen Klafter
geraspeltes Süßholz
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ist wegen Aufgabe dieses Geschäftszweiges sehr preiswert zu verkaufen bei einem, der sich heute zur Ruhe setzt.

Gesundheitliches
AUFRUF
1000 Mk. Belohnung !

zahle ich demjenigen, der mich von dem Übel befreit, eine alte Jungfer zu bleiben.

Eulalia Krummsch.

Günstige Gelegenheit!
Eine
vorzügliche Angel
zu verkaufen.

Wo, sagt die Expedition.

Allen

Hochzeits-Katzen-

Jammer

selbst in den verzweifelten Fällen, wem sich derselbe als das graue Elend entpuppen sollte, heilt ohne äußere Anwendung schnell und schmerzlos.

Kreisarzt Hering
in Essig bei Selters.

Wer liefert
Blitzableiter
für häusliche Gewitter?


500 Mark Belohnung

zahle ich demjenigen, welcher glaubhaft nachweist, daß es über meine Kräfte geht, mein Weibchen zeitlebens auf Händen zu tragen.

Georg Wiehle.


Bei unserer bevorstehenden Reise ins Reich der Glückseligkeit sagen wir allen Freunden und Bekannten ein
herzliches Lebewohl !
Das bereits im siebenten Himmel
schwebende Ehepaar.

Gedruckt in der Buchdruckerei von Hermann Ewald in Parchwitz.

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