Unsere Deutsche Wurzeln - Our German Roots
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800 JAHRE DEUTSCHES VOLKSLEBEN in Siebenbürgen

ausgeschnitten von einer Zeitung, z. 1980

"Ad retinandam coronam", zum Schutze der Krone, rief 1141 der Ungarnkönig Geisa II. im rheinischen und im Moselraum, in Niedersachsen, aber auch im deutsch-flämischen Grenzgebiet Niederlothringens, nördlich des heutigen Luxemburg, deutsche Bauern und Handwerker als wehrhafte Siedler in sein Land. Ihnen wurde der "Königsboden" zwischen Broos und Draas in der alten Landschaft Transsylvanien verliehen, auf dem sie Herren sein und nur dem König unterstehen sollten. Es war ein militärischer Auftrag, der den deutschen Siedlern, die ursprünglich "Flandrenses" oder "Theutonici" im neuen Land genannt wurden, zur Abwehr der von Byzanz drohenden Gefahren vom Ungarnfürsten erteilt war. Im Land der sieben Burgen errichteten sie unter ihren gewählten "Sachsengrafen" ein Freitum mit eigener Verwaltung und Rechtsprechung. Die Städte Bistritz, Hermannstadt, Kronstadt, Mediasch, Schässburg und andere wurden gegründet und aus der Not der Türkeneinfälle jene 300 befestigten Gotteshäuser im Mittelpunkt ihrer Bauerndörfer, die typischen Kirchenburgen Siebenbürgens, geschaffen, an denen alle Angriffe zerschellten, die vom Osten nach Europa zielten. Dieser zähe Kampf der "Siebenbürger Sachsen", wie die westdeutschen Ansiedler Siebenbürgens irrtümlicherweise in den Kanzleien jener Zeit genannt wurden, fand seine Würdigung in jenem Wort vom Papst Innocenz VII., der mit Hermannstadt ganz Siebenbürgen als "Bollwerk der Christenheit" bezeichnete.

In der Verteidigung der Karpatenpasse für das christliche Abendland wie auch für die Geschichte der Siebenbürger Sachsen spielte auch der Deutsche Ritterorden eine kurze, aber nachhaltige Rolle. Der Ungarnkönig Andreas II. rief ihn 1211 in das damals öde Burzenland. Schon 1225 musste der Orden vor den Türken weichen und verlegte seine Tätigkeit nach Preußen. Die Ruinen des Urbildes der von ihm später an der Nogat errichteten Marienburg standen in der burzenländer Gemeinde gleichen Namens bis in die Gegenwart unter Denkmalsschutz.

Noch zu Lebzeiten Luthers, um die Mitte des 16. Jahrhundert vollzog sich die Reformation der Siebenbürger Sachsen. Ihre Lutherische Landeskirche wurde in dem Bauernland in dem schon vor 500 Jahren jedes Dorf eine eigene deutsche Volksschule besaß zu einer entscheidenden Stütze der Selbständigkeit. Während die politische Lage in dem 1544 unter türkischer Oberhoheit sich entwickelnden siebenbürgischen Fürstentum fortschreitend verworrener wurde, gewann das Land 1557 Religionsfreiheit und blieb vor religiosen Streitigkeiten bewahrt.

Nach dem Siege Habsburgs über die Türken wurde Siebenbürgen 1699 zum österreichischen Kronland erklärt und Jahrzehnte des Friedens und des Wohlstandes zogen in die heimgesuchten Gemarkungen ein. Als 1868 Siebenbürgen wieder an Ungarn fiel, zerschlugen jedoch chauvinistische Regierungen die alten Vorrechte der Siebenbürger Sachsen. Seit dieser Zeit war es die Evangelische Kirche, die die bisherigen Aufgaben auf dem Felde des Siebenbürger Organisationswesens mit übernahm und damit die nationale Gemeinschaft rettete. Im gleichen Sinne wirkten in Siebenbürgen die vorbildlichen Genossenschaften, die vielfältigen Landwirtschaftlichen, gewerblichen, wissenschaftlichen und kulturellen Vereinigungen und nicht zuletzt das für den ganzen Sudostraum Europas beispielgebende deutsche Schulwesen der Siebenbürger Sachsen. 1918 erfolgte nach dem Zusammenbruch der Mittelmächte der Anschluß Siebenbürgens an Rumänien. In dessen Grenzen konnte sich die deutsche Volksgruppe nicht nur ungestört dem wirtschaftlichen Aufbau widmen, sondern sie schloss sich mit den Deutschen der übrigen neuen rumänischen Provinzen, dem Banat, Bessarabien und der Bukowina zu gemeinsamem Wirken zusammen, eine Gemeinsamkeit, die der Ausgang des Zweiten Weltkrieges aufs neue zerstörte. Die Volksdemokratie Rumänien hat keine Vertreibungsmassnahmen gegen die Siebenbürger Sachsen ergriffen, so erklärt es sich, daß von den 1941 ca. 250,000 Seelen zahlenden Siebenbürger Sachsen über 60 Prozent auch heute noch in ihrer Heimat leben.


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