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MGL Mikrofilm 1417955, Dunesdorfer Kirchenbuch I, S. 23-32
Spätere Änderungen sind in kleinerem Text angedeutet.
Den künftigen Menschen=Geschlechtern von Dunesdorf, wurden folgende Mord, Gräuelthaten u. Feuerbrünste und dergleichen zur traurigen Erinnerung an das 1848ger, u. besonders des 1849ger Jahres, hier aufgeschrieben.
Schon im Oktober des 1848ger Jahres wurde der Landsturm aufgeboten u. bewaffnet mit Flinten, eisernen Gabeln, Sensen, Spießen u. dgl., um sich gegen die aufrührerischen Ungarn zu wehren. Und schon in der Weinlese streiften ungrische Rebellen Züge hin u. her, und der Landsturm belagerte Elisabethstadt. Doch ohne Erfolg. Die Ungarn zogen sich Udvarhellig zu, der Landsturm u. Major Haÿdte, der als Führer selbigen leitete, verfolgte sie u. trieb sie weiter hinauf. Aber im Anfang des 1849ger Jahres brachen die Ungar, Kossut-Husaren u. Szekler mit ihrer Macht, auf um Hermannstadt zu erobern.
Die fingen erst im Jahre 1849 den 17t. Februar an, aber von dieser Zeit an erfolgten dieselben nach einander in ihrer ganzen Größe bis zum Durchmarsch d. 29ten Juli des K.K. Russen u. Österreichischen Kriegesheeres und dem Generalen der Russen v. Lüders u. dem Major der Österreichischen Truppen v. der Haÿdte. Den 17ten Februar n.m. kamen das Kossuttisch ungrisch Kriegsherr zum 1sten mal durch Dunesdorf, plünderten alles wessen sie nur Habhaft werden konnten, raubten die Pferde aus den Stallen und nahmen dieselben mit sich fort auf ihrem Marsch nach Hermannstadt. Die Fenstern wurden zerschlagen, samt Feuerofen u. Hausgeräthe.
Aber nirgends war dieser gräuelvoller Zustand gräßlicher als auf dem evangel. Pfarrerhof. Sobald die Rebellen im Dorfe ankamen ström diese selben zum evangel. Pfarrer Stephan Gischner, 67 Jahre alt, u. drangen auf Essen u. Trinken, was ?offene in Fülle dargereicht u. auch auf die Reise ihre Flaschen gefüllt wurden. Doch damit nicht genug, ein armenischer Major nahm den Pfarrer vor sich, trieb ihn mit der Säbel Klinge über den Rücken schlagen, zum Thore hinaus: er solle die Kirchenburg öffnen um von da Speck u. Frucht fortführen zu lassen. Der Major kam mit dem Pfarrer wieder in den Hof und in seiner Gegenwart nahm ein Ungar ihm die Pferde aus dem Stall u. führten dieselben fort.
Je näher die Nacht kam, desto gräuelvoller wurde der Zustand des Hf. Pfarrers u. der Fr. Pfarrerin, welche nur allein waren. Die Insurgenten zu Pferd u. zu Fuß, strömten schaarenweis auf dem Pfarrhof, eilten fluchend ins Zimmer, verlangten Geld, Essen u. Trank, die ganze Nacht hindurch bis zum hellen Tag, den 18t. Februar. Je dieser fürchterliche Nacht war ein grauenvoller Saufgelage, besonders auf dem Pfarrhof, immer Geld verlangend, dem Hf. Pfarrer den bloßen Säbel 3-mal an die Kehle gesetzt u. seiner Gattin das Bajonett auf die Brust, um beide zu ermorden, oder wie Selbige drohten, Stroh ins Zimmer zu bringen u. beide zu verbrennen. (Hinaus ließen die Rebellen weder Hf. Pfarrer noch Fr. Pfarrerin). Unbewußt war Fr. Pfarrerin entwischt, lief um Mitternacht auf den Gassen u. schrie um Hilfe, aber umsonst, es kam niemand.
Nach 2 Uhr Nachts, als die Korporals drangen weiter zu reisen, fing nun völlige Plünderung an. Die Kirchenlade wurde zerhauen, u. geplündert, das Capitular Archiv ebenfalls. Alles was in der Pfarrer=Wohnung war, Wäsche, Mörser, Caffeemühle, 2 ?Sakehre wurden geraubt u. als nun das Räubergesindel fort mußten, brachten sie das Pferd ins vordere Zimmer, drohten den Hf. Pfarrer das den Tod u. sogleich knakte die Flinte, doch es war zum Glück gefehlt u. der Schuß war ohne Folgen. Den 18t. Februar ?daurte im Dorfe u. auf dem Pfarrhof Plünderung u. Zerstörung fort. Dem Hf. Pfarrer nahmen die Ungarn die Joch Ochsen samt dem neuen beschlagenem Wagen, die Pferde u. das Geschirre von den Pferden. Ja sogar die Stiefel von den Füßen mußte der Hf. Pfarrer ausziehen. So blieb Hf. Pfarrer u. sr. Pfarrerin ohne Kleider, blos mit dem Wochenanzug dem sie am Leibe hatten, u. mußten sich 14 Tage lang versteckt halten, um nicht gänzlich getödtet zu werden.
Zu dieser Zeit bis zum 3ten März, dauerte täglich die Räuberei fort. Speck, Brot, Fleisch u. Frucht wurde erpreßt u. geraubt u. die Pelze, Kirchen u. dgl. gediebt u. Geld erpreßt. Doch den 3t. u. 4t. bis zum 25ten März war noch eine weit fürchterliche Cathastrophe. Den als die Ungarn zurück kehrten, blieb Oberleutnant Bethlen Georgei mit seiner Mannschaft in Dunesdorf auf der Vorposten. Er selbst nahm sein Quartier auf dem Pfarrhof im hintersten Zimmer (den im vorderen Zimmer waren keine Fenstern u. kein Ofen.) Zu der Schule war die Wache u. vor dem Schulzimmer standen 2 Kanonen. Hf. Pfarrer u. sr. Pfarrerin mußten durch die Wachzimmer bei Nacht entfliehen u. nahmen ihre Zuflucht zum Hf. Pfarrer nach Gr. Lasseln, Michael Gehann.
Den 4t. März Abends wurde das ganze Dorf von den Feinden umlagert und Wachtfeuer in dem Dorfe auf den Gassen in den Höhen u. um das ganze Dorf gemacht damit Niemand aus dem Dorfe entrinnen sollte. Aber die Dunesdorfer waren schon entflohen. So war nun den Feinden alles Preis gegeben. Schon den 4t. März Abends u. Nachts wurde allerlei Vieh geschlachtet u. auf den Wachtürmern gebraten. Auf den Pfarrerhof wurde zwei jährige Kälber, 12 Schweine, 13 Indianer, 40 Hühner, 9 Gänse geschlachtet, 140 Eimer Wein, theils verschüttet, theils getrunken, nebst 8 Eimer Branntwein u. vieler Speck verzehrt. Dieses räuberische Wesen dauerte bis etwa 8ten März wo das Kriegsheer auf Befehl des Generalen Bem aufs neue Hermannstadt zu erobern aufbrach u. den 11ten d.M. einnahm.
Als ein Theil des feindlichen Kriegsheer zurückkehrte u. in
Schäßburg in Quartier kamen, unter dem Comando Szilagyi,
kam dann die jenseits erwähnte nachstehende
Execution am 24t. März u. vollzug
ihren rachsüchtigen Plan. Dieser Tag zerstörten die Feinde
die Orgel, raubten aus der Kirche alle Kirchengeräthe, nahmen
die Glocken vom Türme herab u. ließen Selbige den 25t.
März nach Schäßburg führen, auf
flehentlich Bitten gab der Comandant dieselben zurück,
weil dieselben ohne sein Wissen geraubt worden waren. Drey Tage
hindurch wurde dem Feinde erlaubt zu plündern. So wurde jetzt
von Haus zu Haus gegangen, alles durchsucht u. durchgraben u. was
noch gefunden, von den ungrischen Weibern auf Wägen geladen u.
fortgeführt. Bis zum 28t. Juli dauerte dieser Zustand fort, in
dem den 29t. Juli l.J. das Russische u. Österreichische
Kriegsherr kam u. uns von den Ungarn befreiten.
Namen u. Zahl der Umgebrachten u. Gemordeten u. Umgekommenen Sächsischer Nation | Namen u. Zahl der erschossenen Wallachen, nicht unierten Religion, zugleich mit den Sachsen | |
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Namen der Ortsschaft Dunesdorf in Schäßburger
Stuhl
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Bemerkg: Einige leichtsinnige Dunesdorfer hatten (wie man sagt) ungrische Weiber, von Birthälm kommend, Kleider genommen u. sie geschlagen. Diese hatten bei ihrer Nation geklagt, u. diese Rache übend, ließ die Voranstehenden, nur wenige Schuldige, ohne Jemanden zu verhören, erschießen. |
Vom 15t. October 1848 bis 22ten Februar 1849 kann über Lieferungen u. sonstige ?offenliche Leistungen den Ungarn nicht berichtet werden, weil die Quittungen bei der Plünderung des Hannen Hause, der Zerstörung des Hausrathes u. dem Tode des Hannen Martin Martini, alles verloren gegangen sind.
1. Am 22t. Febr. 1849, wurde den Ungarn geliefert 400 Portionen Heu, 400 Haber und Brot 20/4
2. Zu 2 Malen geliefert 13 Stück Rindvieh
3. Bei Valdung Untersuchung Executionsgebühr Pfr 40 CM
4. Eben dabei 8 Brot, 4 Pf Käß, 4 Pf Speck, 4 Eimer Wein
5. Bei den Durch Marschen der Rebellen vom Anfang bis Ende, für Getränk aus dem Wirtshaus fl 80 M.
6. Vorspans-wägen bis Udvarhely
307. Bis Mediasch . . .
18. Von Schäßburg bis Elisabethstadt, den Armenieren, als Gerichts Personen Vorspans Wägen 20
9. Den Kleidungs Stücken den Ungarn geliefert, 40 St. Hemder, 40 St. Gadchen, 40 Ellen hanfene Leinwand, überdieß für Schuhen, Hütte, Tuch fl 121 CM
10. Verbrant von den Aufständlern 9 Häuser, wallachische
11. Branschatzung wurde dem Dorfe angesagt fl. 3071 " 12er CM, doch ist noch nichts gezahlt worden, weil alles geplündert ist und jetzt nichts da war
12. Bei Ankunft der russischen Armee in Schäßburg, wurden den 30ten Juli geliefert 400 Leib Brodt, 600 Haber und Heu Portionen
13. Den 31. Juli wurde geliefert: 26 Kübel Haber, 360 Portionen Heu
14.Den 1ten August wurden geliefert 252 Leib Brot
15. Den 7t. August detto 130
16. detto 18 Brot in Dunesdorf.
Je Dunesdorf verzehrt 112 Portionen Heu, 18 Kübel Haber aus d. Magasin
17. Den 10t. August, für die Russische-Österreichische Armee geliefert: 400 Leib Brodt, 600 Heu-Haber Portionen
Dunesdorf, am 12ten Januar 1850
Geschrieben v. | Joh. Lingner,Stephan Gischner |
| Dunesdorfer evangel. Orts-Pfarrer |