Unsere Deutsche Wurzeln - Our German Roots
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Siebenbürgen - TransylvaniaHEIMATBUCH für die Gemeinde DUNESDORF

von Lehrer Peter Beindressler (1913-1994)

Peter BEINDRESSLER (1913 Hetzeldorf - 1994 Düsseldorf) war viele Jahre Lehrer an der Dorfschule in Großlasseln, aber lebte in Dunesdorf. Er heiratete Anna RETHER, Cousine meiner Mutter, und hatte 2 Kinder.
Vielen Dank geht an Helga UNGAR, deren Tochter, die mir erlaubt diese Beiträge zu veröffentlichen. Die verschiedenen Manuskripte wurden in 1999 gesammelt und in 2004 weiter bearbeitet, umgestellt und erweitert mit Text und Bild. 
Offensichtlich lückenhaft, wurden zusätzliche Beiträge, Bilder und Urkunden für ein vollständiges HEIMATBUCH DUNESDORF, sowie Korrektur von Fehler, willkommen sein.
Angeblich arbeitete Jemand aus Dunesdorf auch an ein Heimatbuch. Leider fehlen Kontaktnamen und noch nichts ist veröffentlicht.
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bgwiehle@quadro.net
  1. Einleitung zum HEIMATBUCH DUNESDORF
  2. Die Gemeinde Dunesdorf in Siebenbürgen
  3. Geschichte der Gemeinde Dunesdorf
  4. Zwangsarbeit in Rußland der Siebenbürger Sachsen aus Dunesdorf
  5. DUNESDORF im 20. Jahrhundert
  6. Dunesdorfer Bräuche und die Nachbarschaft
  7. Geschichten aus dem Zeitgeschehen (Dunesdorf)

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HEIMATBUCH DUNESDORF: [Einleitung ] [Gemeinde] [Geschichte] [Zwangsarbeit in Rußland] [20. Jahrhundert] [Bräuche und die Nachbarschaft] [Geschichten aus dem Zeitgeschehen]

Einleitung zum HEIMATBUCH DUNESDORF

VORWORT

Dunesdorf, Kirche
Dunesdorf, Kirche

Bei unserem ersten Dunesdorfer Treffen war ich bemüht, den Mitgliedern über die Geschichte unserer Gemeinde einen Vortrag zu halten. Das Material hierfür erhielt ich teils von der Kirche, teils sammelte ich es aus der Presse oder im Gespräch mit Würdenträgern des Ortes. Ich bezog mich ausschließlich auf den geschichtlichen Teil der Einwanderung, des zeitlichen Fortschrittes oder Rückschritt in der Entwicklung.

Die politischen und militärischen Entwicklungen der dreißiger Jahre führten zu sich steigernden Manifestationen des Hasses, geschürt von chauvinistischen Kreisen Rumäniens. Der führende Politiker Maniu sagte einmal "Dieses Volk müßte ausgelöscht werden."

Am Ende des Zweiten Weltkrieges mußten wir den bitteren Kelch des Leidens bis zur Neige austrinken; die einen daheim, die anderen im fernen Rußland.

Ja, nichts kann bedrückender sein als den Untergang all dessen anschauen zu müssen, was die Vorfahren schufen - es wurde uns brutal aus den Händen gerissen.

Hier sind wir Siebenbürger keine Fremdlinge. Jahrhunderte lang haben unsere Vorfahren für die Kultur Europas schwere Opfer an Gut und Blut gebracht. Wir sind kein Bettelvolk das an fremde Türen klopft, sondern Brüder und Schwestern die Einlaß ins Vaterhaus begehren.

Darum laßt uns den Stolz auf unser Volk nicht rauben. Seid fest im Glauben, der den Vätern über Jahrhunderte Kraft und Mut, Trost und Zuversicht in frohen und trüben Tagen gegeben hat, der sie zu einer innigen Gemeinschaft zusammenschmiedete und ihnen den Weg in die Freiheit ebnete.

Nun einiges zu diesem Heft: Mitverfasser ist Paul Binder, von dem einige Beiträge aus dem Zeitgeschehen (z.B. "Königsast..."), stammen.

Zu erwähnen wären Rosi Breckner, geb. Melas (Ulm), mit ihren Berichten über Bräuche in Dunesdorf, und Michael Fleischer mit seinen Pechvogelgeschichten.

Wir Dunesdorfer waren schon immer nur eine Handvoll Leute; einst schrumpfte die Gemeinschaft bis auf einen winzigen Kern. Als wir uns auch zahlenmäßig etwas erholt hatten, brachen die Katastrophen des 20. Jahrhunderts über uns herein.

Heute sind wir in alle Winde verstreut; die meisten in Deutschland, einige aber auch in Österreich und in Übersee.

Das Schicksal unserer sächsischen Gemeinde auf heimischem Boden und in ihrer Urform, ist wohl für immer besiegelt, wird bald der Vergangenheit angehören. Und damit diese Vergangenheit, die fühlbar in die Gegenwart hineinfaßt, nicht allzubald vergessen wird - dazu soll auch dies Büchlein dienen.

Peter Beindressler


Mein Sachsenland

(Weise: Rudolf Lassel, Satz: Norbert Petri)

Ich kenn ein Fleckchen auf der Welt, das ist gar winzig klein,
und doch kann unterm Sternenzelt nur dort ich glücklich sein.
Treues Herz und treue Hand nimmer ich wohl echter fand
als in meinem Sachsenland.

Wohl gibt es Länder ohne Zahl, die gar viel reicher sind.
doch hätte ich auch gleich die Wahl, ich wär für alle blind.
Nicht die hohe Alpenwand, noch des Meeres Silberstrand
lockt mich aus dem Sachsenland!

Es ziert den Wald ein saftig Grün, gesegnet sind die Au'n;
die Berge und die Täler blühn, wohin man nur mag schau'n.
Von der stolzen Landskron Stand bis zur Burzen grünem Rand
Hoch! mein einzig Sachsenland!

Das schönste, was es dorten gibt, das halte ich geheim,
doch wer da lebt und wer da liebt, der findet drauf den Reim.
Erst wenn jeder Odem schwand und sich löst der Seele Band,
dann ade, mein Sachsenland!

Schütze Gott...

(Max? Moltke)

1. Schütze, Gott, dein Volk der Sachsen
in dem Siebenbürgerland!
Laß es blühen, laß es wachsen,
daß im Sturm es halte Stand!
Allerwegen quell' ihm Segen,
Herr, aus deiner Vaterhand!

2. Eine große mächt'ge Innung
sei des Volkes ganze Schar:
deutsch von Wort und von Gesinnung,
grad im Wandel, treu im Handel,
fromm im Haus wie am Altar.

3. Mit den Berg- und Talgenossen,
rings im schönen Vaterland,
laß uns weben, unverdrossen,
brüderlich der Eintracht Band!
Treu dem Herde, treu der Erde,
die wir bau'n mit gleicher Hand!

 

DIE SIEBENBÜRGER SACHSEN: 
Das Älteste Republikanische Gemeinwesen in der Geschichte der Deutschen !

von Peter Beindressler

Als der englische Publizist Charles Boner um die Mitte des 19.Jahrhunderts nach mehr monatigem Aufenthalt in Siebenbürgen über die seit Beginn des 12.Jhts dort lebenden Deutschen schrieb:

"mit ihrer freiheitlichen republica lasse sich nicht einmal die der Bürger Londons vergleichen",

war der politisch bedeutsamste Umstand in der Existenz der Siebenbürger Sachsen ausgesprochen. Keine 100 Jahre nach Boner notierte Lenin in einem Brief an Bucharin im gleichen Sinn:

"es empfehle sich die demokratische Gesellschaftsstruktur der Siebenbürger Sachsen zu studieren."

Doch schon um die Wende vom 18. zum 19. Jht hatte der Historiker Schlözer - ein Tacitus der Deutschen im Karpatenhochland - bewundernd auf diese hingewiesen. Ein Papst des Mittelalters [Papst Eugen IV, in 1437] hat Hermannstadt als die

"Schirmung der Christenheit"

bezeichnet. Schließlich schreibt der bisher bedeutenste rumänische Historiker Nicolae Jorga, Ehrendoktor 16 europäischer Universitäten:

"Es ist das Verdienst der Siebenbürger Sachsen abendländische Bildung und Gesittung nach Südosteuropa zu bringen. Von Siebenbürgen aus haben sie das Abend- mit dem Morgenland verbunden, indem sie den Begriff der sozialen Gerechtigkeit und der Würde des Menschen den südosteuropäischen Völkern nahegebracht haben. Dies dürfte nicht vergessen werden."

Das geschichtliche Phänomen der Existenz dieser Volksgruppe über mehr als ein Dreiviertel Jahrtausend hinweg (seinerzeit 200000, heute noch knapp 150000 Seelen), seit dem 16. Jht evangelisch, ist in erster Linie in der Verwirklichung der sozialen Ausgewogenheit im Inneren und der Wehrbereitschaft nach Außen zu sehen.

Die Siebenbürger Sachsen besaßen in dem von der ungarischen Regierung, in der 2. Hälfte des vorigen Jht's aufgelösten "Goldenen Freibrief" aus dem Jahre 1224 eine der ältesten republikanischen Verfassungsurkunden in Europa. Entstehungszeitlich ist sie vergleichbar mit der "Magna Charta" der Engländer. Sie ist die älteste in der Geschichte aller Deutschen. In ihren Städten, Gemeinden und Dörfern, deren es einst über 300 gab, blieben zum Unterschied vom übrigen feudalistisch verwalteten Europa sowohl Leibeigenschaft als auch bodenständiger Adel unbekannt. Durch die Einfälle kriegischer Reitervölker aus dem Osten gezwungen errichteten sie die meisten Burgen und Wehrbauten auf dieser Ausdehnungsfläche in Europa, darunter auch ihre berühmten Kirchenburgen.

Ihre den gesamten Südosten befruchtenden kulturellen Leistungen sind unbestritten. Sie bauten hier die ersten Steinstraßen und befestigten Städte; sie schufen in der Geschichte des deutschen Bildungswesens die erste allgemeine Schulpflicht und die ersten Kindergarten; sie regten schon vor dem 30-jährigen Krieg, unter den siebenbürgischen Völkern (Ungarn, Sekler, Rumänen, Deutsche) die Religionstoleranz an.

Wie kamen sie in das rund 60000 km2 große, knapp 600 m über dem Meeresspiegel liegende Hochland nördlich der Südkarpaten?

Zwischen den Kanzlern des deutschen Königs Konrad III (1138-52) und des ungarischen Königs Gaysa ll (1141-61) war ein Staatsvertrag ausgehandelt worden, der der ungarischen Krone das Recht einräumte im deutschen Reich Männer und Frauen zu werben die gegen die Zusage erheblicher Freiheiten bereit waren, sich im sog. Karpatenbogen anzusiedeln, um die Paßstraßen gegen Ost und Südosten zu verteidigen und das Land im Innern zu kultivieren; es ist die Zeit jenes "Ostdeutsche Siedlung"genannten großen Aufbruchs vieler Deutschen nach Osten, der auf Wunsch ost- und südosteuropäischer Herrscher zwischen dem Finnischen Meerbusen und der nordlichen Adria zustande kam; gefragt war dort das "know how" dieser Männer und Frauen. So treckten, vom Sammelpunk Köln aus unter der Führung etlicher Ritter Bauern, Handwerker, Künstler, Geistliche, Berg- und Kaufleute ostwärts bis Magdeburg und über Schlesien nach "Sybenbürgen". Sie kamen hier, wie zeitgenössische Urkunden melden, "in dessertum" (in ödes Land), da die ungarischen Könige die Gebietsstreifen am Innenrand der Ost-und Südkarpaten im Urzustand belassen, ja künstlich überschwemmt hatten, zum Schutz gegen Kumanen, Petschenegen, u.a. Völker, die später von den mächtigen Mongolen und Türken abgelöst wurden.

Schon die Aufbauarbeit, die der erste Siedlerschub leistete, war so nachhaltig, daß selbst der über Siebenbürgen hinweggehende Mongolensturm die Grundlagen nicht mehr vernichten konnte, obgleich ganze Städte und Gemeinden ausgerottet wurden. Unübersehbar im Ausbau und in der Festigung dieser Grundlagen ist die nur anderthalb Jahrzehnte währende Tätigkeit des Deutschenritterordens im südöstlicher Teil Siebenbürgens, im Burzenland (Terra Borza), wohin die Ritter durch mustergültige Verwaltung und Verteidigungsanlagen immer mehr deutsche Bauern aus Mittel- und Nordsiebenbürgen gelockt hatten; ein Machtzuwachs, der die ungarische Krone veranlaßte den Orden des Landes zu verweisen. Mit der Gründung der Stadt Kronstadt und einer Reihe burzenländer Gemeinden setzte er sich bis heute ein Denkmal.

Die anfangs "theutonici", "flandrenses", "saxones" genannten deutschen Siedler wurden zum erstenmal im 14. Jahrhundert amtlich "Siebenbürger Sachsen" genannt. Sie erreichten mit ihren um die Städte Hermannstadt, Kronstadt, Schäßburg, Mediasch, Mühlbach, Weißenburg, Sächsisch Regen, Bistritz, Klausenburg und Broos aufgebautem Gemeinwesen ihre höchste Entfaltung während der Jahrhunderte der Türkenkriege. Damals entstanden nicht allein ihre Wehrbauten es blühte zu dem auch der Humanismus; und den Unterhändlern der "Nationsuniversität" (des siebenbürgisch-deutschen Parlaments, um dessen Spitze der "Sachsen-Comes" stand) gelang es, zusammen mit den Ungarn, Siebenbürgen vor der Besetzung durch die Osmanen zu bewahren, selbst als diese vor Wien standen.

In den heftigen innensiebenbürgischen Auseinandersetzungen, die sich Ende des 18. Jahrhunderts anzukündigen begannen, 1848/49 einen blutigen Höhepunkt erreichten, und während des ganzen 19. Jahrhunderts ausgetragen wurden, erlitten die Siebenbürger Sachsen immer empfindlichere Verluste ihrer kulturellen Autonomie und ihrer politisch-rechtlichen Stellung. Die Ungarn forderten Siebenbürgen, das seit 1691 habsburgisches Kronland war, für sich. Ihre nationalistisch überhitzten Ausfälle gegen die anderen siebenbürgischen Völker machten somit die Verwirklichung von den Sachsen vorgeschlagenen "Siebenbürgische Schweiz" unmöglich, erst recht nach dem Jahr 1867, als Siebenbürgen Ungarn angegliedert wurde. Vor allem auf die Rumänen wirkte sich der Budapester Chauvinismus verheerend aus. Als Ungarn dann 1918 zu den Verliererstaaten des ersten Weltkriegs gehörte, stimmten nicht allein die Rumänen sondern auch Sachsen, als Folge der bösen Erfahrungen, für den Anschluß Siebenbürgens an Rumänien. Sie taten es nicht zuletzt auch Dank der Bukarester Versprechungen hinsichtlich einer Verbesserung ihrer Lage.

Aus der Sicht des derzeitigen Standes ist von diesen Versprechungen soviel wie nichts gehalten worden. Aus den Mühlen des ungarischen gerieten die Sachsen in die des rumänischen Nationalismus. Ihre völlige wirtschaftliche Enteignung und kulturelle Entmündung, ja Beraubung nach dem Jahr 1945 ist im Grunde nichts anderes als die Fortsetzung mit totalitären Mitteln der bürgerlichen nationalistischen Gesellschaftspolitik Bukarest's von ehemals. Der Aderlaß durch die vom den Sowjetarmeen nach dem Westen geflohenen deutschen Nordsiebenbürger und die 1945 in die UdSSR zwangsverschleppten Siebenbürger schwächte die Volksgruppe entscheidend. Kenner schätzen die heutigen Lage der Siebenbürger Sachsen, die keinen Rückhalt mehr im eigenen geschichtlichen Gemeinwesen haben, schon deshalb für aussichtslos ein, weil die starke Unterwanderung durch rumänische Bevölkerungsteile die Einheit des einstigen Siedlungsgebietes entgültig zerriß und auflöste. Die Folge ist ein Unaufhaltsamer Prozess der inneren Entheimatung und des wachsenden Auswanderungswunsches, den über 80% äußerten.

Die dieses ältesten republikanischen Gemeinwesens der Deutschen verdient in der Bundesrepublik Deutschland mehr Beachtung als bisher.

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