Unsere Deutsche Wurzeln - Our German Roots
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FESTSCHRIFT ZUR GENERAL-KIRCHENVISITATION 1928:

Teil 1. Begrüßungsschreiben, Das Evangelium im Strehlener Lande, Das Gemeinschaftsfest auf dem Rummelsberge.
Teil 2. Arnsdorf, Crummendorf, Eisenberg, Friedersdorf, Großburg, Hussinetz,
Teil 3. Lorenzberg/ Jäschkittel, Markt-Bohrau, Nieder-Rosen, Olbendorf, Prieborn, Riegersdorf,
Teil 4. Ruppersdorf, Schönbrunn, Schreibendorf, Steinkirche, Strehlen, Türpitz.

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Die evangelischen Kirchgemeinden des Strehlener Kreises.

Kirchspiel/Parish Kr. Strehlen: Glambach, Krippitz, Mückendorf, 
Ruppersdorf, Tschauschwitz (Ohletal)
Ruppersdorf früher Kr. Ohlau, ab 1932 Kr. Strehlen: Brosewitz

Ruppersdorf.

Von P. Schmogro, Ruppersdorf.

Der erste evangelische Gottesdienst wurde hier im Jahre 1592 gehalten, nachdem zuvor die Kirche nur eine Begräbniskapelle gewesen war. Ein alter bischöflicher Brief vom Jahre 1509 gibt die Erlaubnis zum Bau dieser Kapelle. Als erster Pfarrer wurde von dem Lehnsherrn auf Ruppersdorf, Hannß von Wentzky, Georgius Sturmig aus Nimptsch berufen. Im Jahre 1600 wurde der Kirchturm gebaut und 1621 das Pfarrhaus. Gleich in die ersten Gründungsjahre fällt die Einschleppung einer Pestseuche (1600 und 1633), der Hunderte von Gemeindegliedern zum Opfer fielen. Das Kirchspiel Ruppersdorf bestand damals aus den Ortschaften: Ruppersdorf, Krippitz, Tschanschwitz, und Ultsche. 1629 wurde Mückendorf, das bisher zu Eisenberg gehörte, mit eingepfarrt. Die Kirche, die außerhalb des Dorfes auf dem sogenannten Kirchberge liegt, ist wahrscheinlich aus Rücksicht auf die anderen Gastgemeinden an diese Stelle gebaut worden. Durch die Altranstädter Konvention vom Jahre 1707 wurde unsere Kirchengemeinde nicht wie die anderen Kirchen in Strehlen, Eisenberg, Crummendorf Olbendorf, Steinkirche und Arnsdorf, die ihre geschlossenen Kirchen zurückerhielten, berührt, sondern es wurde alles beim alten gelassen, weil „dieselbe seither beständig in evangelischen Händen verblieben." 1733 wurde die Orgel durch eine neue ersetzt. Im Dreißigjährigen Kriege konnte die Orgel 19 Jahre wegen Baufälligkeit nicht benutzt werden. Auch von zersprungenen und umgegossenen Glocken wird wiederholt berichtet. Die eine der drei Glocken stammte noch aus dem Baujahr des Turmes, 1600, war also die erste Glocke der Kirche zu Ruppersdorf, vom damaligen Erbherrn Hannß von Wentzky gestiftet. Sie mußte im Weltkriege abgegeben werden. In der Mitte des 18. Jahrhunderts wird von einem großen Sturm berichtet, der Kirchturm und Dach zerstörte. Durch den Krieg verhindert, konnte die Gemeinde erst nach Beendung desselben die nötigen Bauten ausführen.

Der Anfang des 19. Jahrhunderts war für Pfarrhaus und Kirchgemeinde besonders hart. 1804 wurde das Pfarrhaus durch nächtlichen Einbruch, wo Diebe bis ins Schlafzimmer vordrangen, heimgesucht. 1806 wurde das Pfarrhaus gänzlich vom Feinde ausgeplündert. Hohe Abgaben mußten an Napoleon gezahlt werden. Der schlimmste Schlag für das Dorf aber scheint der Brand am 2. Oktober 1810 gewesen zu sein, dem das ganze Dorf mit Schule und Pfarre zum Opfer fiel. 1855 konnte endlich die viel zu kleine, baufällige Kirche neu gebaut werden. Überglücklich schreibt Pastor Rudolf Sadebeck, der den Bau durchführen konnte, von der Einweihung der Kirche am 10. Dezember 1855 durch Konsistorialrat Wachler. Alte Epitaphien scheinen dabei mit ein gemauert zu sein. Der Turm wurde erst 1882 erneuert. Ihn traf 1890 am 20. August ein Blitzschlag und zerschmetterte die Turmspitze, beschädigte die Glockenstube und zertrümmerte die Orgel. Seine Bahn endete, vielästig verzweigt, in der Sakristei, wo er zündete. Die Kirche, die erst 30 Jahre stand, blieb erhalten. Der Schaden wurde bald beseitigt und eine neue Taufkapelle wurde eingebaut. Die Kirche ist seither in gutem baulichen Zustande. 1911 erfuhr auch das Pfarrhaus eine durchgreifende Renovation.

Die Kirche gab im Weltkriege ihre 2 kleinen Glocken und die Prospektpfeifen zum Opfer. 1921 wurden sie durch ein schönes Geläut, dessen eine Glocke der Patron, Graf von Sauerma, stiftete, und 1922 durch eine neue Orgel ersetzt. Auch hier gab der Patron den Hauptanteil; auch die Gemeindeglieder gaben freiwillig ihre Spenden zu Glocke und Orgel. Zum Gedächtnis der gefallenen Helden der Gemeinde wurden 3 Gedenktafeln im Gotteshause aufgehängt. 1925 erfolgte eine gründliche Renovation des Äußeren der Kirche. 1927 wurde im Wirtschaftsgebäude des Pfarrhofes ein Gemeindesaal eingebaut, der zur Vereinstätigkeit notwendig war. An Vereinen bestehen zur Zeit: ein Ev. Frauenverein, der 1920 gegründet worden ist etwa 35 Mitglieder zählt, ein Jungmädchenverein von 12 Mitgliedern und ein Ev. Arbeiterverein von 40 Mitgliedern, 1926 gegründet. Die Kirchengemeinde Ruppersdorf mit ihren 1600 Seelen hat durch die Chamottefahrik stark industriellen Einschlag. Gegenwärtig ist die Fabrik stillgelegt, doch haben die etwa 300 Arbeiter im Steinbruch oder andern industriellen Betrieben Beschäftigung gefunden.

Die durchschnittliche Besucherzahl der Gottesdienste im Jahre 1927 betrug 150 Personen. Die eingepfarrten Außenorte: Glambach Mückendorf, Krippitz, Ultsche, Tschanschwitz und Brosewitz liegen in einem Umkreis von 2 bis 7 km von der Kirche entfernt. Brosewitz schon im Ohlauer Kreise gelegen, zählt nur wenige evangelische Familien.

Der kurze Auszug aus der Chronik des Kirchspiels redet von mancherlei Opfern, die unsere Väter für Kirche und Schule gebracht haben; mögen die heutigen und nachfolgenden Geschlechter sich der Treue der Väter würdig erweisen !

Evangelische Kirche in Ruppersdorf

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