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Ein Stück Strehlener Granit - A Piece of Strehlen's Granite |
"Strehlener Stadt- und
Kreisgeschichten 1741 - 1900, Zweiter Teil der Chronik der
mittelschlesischen Kreisstadt Strehlen" Die Stadt Strehlen im Jahre 1845: "Der städtische Granitsteinbruch liefert jährlich 4650 Kubikfuß Werkstücke, 2300 Quadratfuß Platten und 2250 Kubikklafter (1 Kubikklafter = 3,24 Kubikmeter) Mauer-und Pflastersteine." Jahr 1861: "Die Stadt Strehlen eröffnet in diesem Jahr auf dem städtischen Gelände am Galgenberge im Süden der Gemeinde einen neuen Granitsteinbruch, der einen unerwarteten, wie geahnten Umfang nehmen sollte. Der im Osten hinter der Altstadt gelegene alte Steinbruch muß infolge Wassereinbruches stillgelegt werden." |
Foto: Z. Kamykowski (polish postcard, 1969?)
"Strehlens Auf- und Abstieg, 1901 - 1932, Dritter Teil der Chronik der mittelschlesischen Kreisstadt Strehlen"
Jahr 1927:
"Der Strehlener Granitsteinbruch ist jetzt 1
km lang, 350 m breit und 80 m tief. Sein Betriebsleiter heißt Fritz Walter.
Über 400 Stufen führt eine einfache, luftige Treppe hinab in den Bruch, auf
dessen Sohle im Sommer eine ungewöhnlich hohe Hitze und im Winter eine abnorm
starke Kälte herrscht. Die Arbeiterzahl beträgt in diesem Sommer 1200 Mann.
Auch Frauen sind noch im Bruch beschäftigt und zwar mit dem Kleinschlag
(Schotter), der beim Straßenbau Verwendung findet. Entsprechend ihren
schweren Beruf verdienen die Steinarbeiter gut und gehen mit folgenden baren
Durchschnittswochenlöhnen nach Hause: Steinbrecher 40 bis 80 M, die beiden
sog. Millionenbrecher Karl Silber und Fritz Ulke als Spitzenarbeiter 100—120
M, die Steinputzer, welche die großen Pflastersteine zuputzen, 60—80 M, die
Tagelöhner 25—28 M, wobei es die auf der Verladerampe Arbeitenden, durch
Überstunden auf 38 M bringen können, die Hilfsarbeiter im Stücklohn 50—70
M, die Arbeiter an der Steinspaltmaschine, an der die kleinen Pflastersteine
auf ihr Maß gebracht werden, ungefähr ebensoviel, die Kranführer etwa 40—55
M. 12 Schmiede schleifen den Arbeitern ständig die Werkzeuge.
Obermaschinenmeister ist Wilhelm Püschel. Steinarbeiter zu sein ist aber auch
ein gefährliches Handwerk. Fast täglich kommen im Bruch plötzliche
Augenverletzungen durch Steinsplitter vor, weil die Arbeiter besonders in der
Sommershitze die Schutzbrillen, da arbeitbehindernd, nicht tragen mögen.
Schleichend sind die Staublungenerkrankungen durch eingeatmeten Kieselstaub,
wie er sich besonders beim Steinhauen und Steinschleifen bildet. Hauptabnehmer
der Strehlener Granitsteine sind zur Zeit die Berliner Straßenbahn A. G.,
Oberschlesien, Ost- und Westpreußen, Brandenburg, Pommern, auch
Westdeutschland, z. B. Eberfeld-Barmen und Wuppertal. Die Bruchsteine gehen
größtenteils zum Staubecken von Ottmachau. Strehlener Granit ist zu einem
Begriff in ganz Deutschland geworden."